Berchtesgadener Hochthron

Untersberg – Berchtesgadener Hochthron über die Route Dahoam is dahoam (6+)

Am Gipfelkreuz des Berchtesgadener Hochthrons (1'972m)
Am Gipfelkreuz des Berchtesgadener Hochthrons (1'972m)

Dienstag, 04. August 2015

Die diesjährige Sommerferienwoche in Bayern war wettertechnisch ein Hit! Soweit die Wettervorhersage angezeigt werden konnte, war nur Sonne zu sehen. Endlich konnte mal ohne Zittern und schlechtem Gewissen geplant werden.

Am Dienstag, 04.08.2015 war es dann soweit. Zusammen mit Tanja sollte ich einen Klettertag verbringen. Doch eigentlich war es eher eine Bergtour, denn aus dem Klettern wurde eine vollwertige 11 stündige Tagestour mit über tausend Meter im Auf- und Abstieg.

06:00 Uhr morgens und die Sonne wärmt schon auf.
06:00 Uhr morgens und die Sonne wärmt schon auf.

Unser Ziel war der Untersberg, genauer gesagt der Berchtesgadener Hochthron (1972m). Wir wollten diesen über die mächtige Südwand erklettern und zwar über die vertraulich klingende Route „Dahoam is dahoam“ (6a).

Als Ausgangspunkt für die Tour wählten wir Ettenberg oberhalb von Marktschellenberg. Vom Wanderparkplatz Hinter-Ettenberg auf 772m ging es schliesslich auf dem Wanderweg 466 los in Richtung Scheibenkaser.

Sie Schönfeldspitze und Watzmann mit Familie
Sie Schönfeldspitze und Watzmann mit Familie

Obwohl es erst 06:00 Uhr in der Früh war, zeigte das Thermometer bereits 20 Grad Celsius an. Auf dem zum Glück schattigen Waldweg hinauf kamen wir schon schön ins Schwitzen, zumal sich die Sonne schon zeigte und weit über uns die Südwestwand des Untersbergs beleuchtete und den Fels fürs Klettern vorwärmte.

Der Weg hinauf zur Alm des Scheibenkasers zog sich in die Länge. Dafür war der Ausblick auf die umliegenden Berg beim Verlassen des dichten Waldes umso schöner. Einmal mehr starten wir auf den dominanten Watzmann mit seinen Kindern und die perfekte Bergform der Schönfeldspitze im Süden.

Olli ist bereit!
Olli ist bereit!

Nach einer kurzen Pause machten wir uns auf zum Einstieg am Wandfuss. Um dahin zu gelangen, folgten wir rechts der Scheibenkaseralm dem Pfad zum Klettersteig „Berchtesgadener Hochthron“, welchen wir wenig später verliessen und einem kleinen Schild „Döriweg“ folgten. Von dort führte der so genannte Grubenpfad über einen steilen Grashang in einen Sattel. Über eine schmale Gratschneide, welche teilweise mit einem Stahlseil gesichert war, folgten wir dem Grubenpfad bis etwa zur Mitte auf 1‘700m, wo wir nach einigem Suchen den Einstieg (Route ist angeschrieben) fanden.

Auf der Höhe des Scheibenkaser: Das Massiv des Berchtesgadener Hochthrons
Auf der Höhe des Scheibenkaser: Das Massiv des Berchtesgadener Hochthrons

In einer schattigen Höhle kurz unter dem Einstieg ruhten wir uns von den Aufstiegsmühen und der unerbittlichen Sonne erst einmal aus. In der Zwischenzeit war es 08:45 Uhr, aber es fühlte sich an als wäre es 14:00 Uhr im Death Valley in Kalifornien. Unsere Trinkreserven waren beschränkt und wir begannen bereits jetzt mit dem Einteilen des Wasservorrats.

Wir folgen dem Döriweg
Wir folgen dem Döriweg

Schliesslich begann der Kletterspass. Zehn Seillängen steiler Wand- und Plattenkletterei über Felsstufen an oft wasserzerfressenem Fels standen vor uns. Die Schwierigkeit lag meistens im 5. Grad, wobei es auch zwei Stellen 6a zu meistern gab. Durchdass die komplette Route top abgesichert war, stellte dies nach zwei drei Anläufen kein Problem dar. Friends und Keile hatten wir nicht dabei, dies war auch nicht notwendig.

Ausblick von unserer schattigen Höhle gleich neben dem Routeneinstieg.
Ausblick von unserer schattigen Höhle gleich neben dem Routeneinstieg.

Der Fels erinnerte sehr an die Gastlosen. Es gab einige steile Wasserrinnen hochzusteigen und oft gab es tolle Henkel und Briefkästen um sich hochzuziehen.

Die Route ist angeschrieben. Los geht's!
Die Route ist angeschrieben. Los geht's!

Bis auf einen unglücklichen Sturz von Tanja bei einer Querung, bei dem glücklicherweise nichts Schlimmes passierte, verlief die Tour problemlos. Um 12:30 Uhr trugen wir unsere Namen am Ausstieg ins Routenbuch ein. Wir waren also „Dahoam“ angekommen. 

Doch wir wollten nur noch eins: So schnell wie möglich in das Störhaus gelangen, um unseren Durst zu stillen. In der Zwischenzeit war unser Trinkvorrat aufgebraucht und unsere Mäuler trocken und wir sehnten uns nach einem Schattenplatz.

Olli im Vorstieg
Olli im Vorstieg

Bevor wir im Stöhrhaus einkehrten, statteten wir dem Gipfelkreuz des Berchtesgadener Hochthrons (1972m) noch einen Besuch ab. Dann ging es subito zur Ausschenke des Störhauses. Ein grosses Spezi, eine Linsensuppe und nochmals ein grosses Glas Wasser, stockte unseren Flüssigkeitsstand wieder auf. Nun hatten wir die Kraft und Motivation für den Abstieg durch das berühmt berüchtigte Mittagsloch.


Den Abstieg durch das Mittagsloch kannte ich bereits. Im Jahre 2013 stieg ich da zusammen mit Bernd nach der Begehung des Hochthronsteigs den steilen Weg hinunter (Link zur Tour).

Das Berchtesgadener Hochthrongipfelkreuz mit dem Stöhrhaus (rechts)
Das Berchtesgadener Hochthrongipfelkreuz mit dem Stöhrhaus (rechts)

Der Abstieg erfordert permanente Konzentration. Zwar sind die meisten Stellen mit Drahtseilen gesichert, doch Ausrutscher dürfen auf diesem Wegabschnitt auf keinen Fall passieren.

Abstieg durch das Mittagsloch.
Abstieg durch das Mittagsloch.

Die Strecke zurück zum Scheibenkaser zog sich in die Länge. Als wir da ankamen schmerzten unsere Füsse bereits und die Beine fühlten sich müde an. Doch wir mussten weiter. Es war einfach zu heiss und weit und breit fand sich kein schattiger Rastplatz. Erst als wir uns wieder im Wald befanden, konnten sich unsere Körper ein wenig abkühlen. Zudem gab es ab und zu einen Brunnen, an dem wir uns erfrischen konnten.

Was für Wände!
Was für Wände!

Im Nachhinein muss man sagen, dass es für diese Tour schlichtweg zu heiss war. Ein Start um 04:00 Uhr wäre ratsamer gewesen. Doch wer will schon um 03:00 Uhr aufstehen?

Um 16:30 Uhr erreichten wir schliesslich wieder unser Auto. Sofort ging der Griff zur Wasserflasche, welche sich wie erhofft vorne links im Türfach befand. Ein Wirtshausschild am Strassenrand regte zudem für eine weitere Abkühlung an. So fuhren wir direkt zum Mesnerwirt in Ettenberg, bei welchem wir nach einer kurzen Autofahrt auf der Terrasse ein leichtes Weissbier genossen.

Der Blick zurück: Eine ganz schön grosse Unternehmung hatten wir heute vollbracht!
Der Blick zurück: Eine ganz schön grosse Unternehmung hatten wir heute vollbracht!

Alleine waren wir da nicht. Auch der Hackl Schorsch (Georg), ein ehemaliger weltweit erfolgreicher deutscher Rennrodler, genoss nach einer Biketour im Biergarten seine verdiente Halbe. Auf dem Heimweg stoppten wir noch kurz an der Berchtesgadener Ache um unsere Füsse abzukühlen, dann ging es weiter nach Surheim, wo die Oma bereits das leckere Abendessen vorbereitete.

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