Engelberger Rotstock

Tochter-Vater Wandertage in den Urneralpen.

Abmarschbereit an der Rugghubelhütte.
Abmarschbereit an der Rugghubelhütte.

Endlich anfangs Juli und Schulsommerferien! Seit der letzten gemeinsamen Tochter-Vater-Wanderung ist wieder einige Zeit vergangen. Seit langem wollten Emilia und ich wieder einmal zusammen wandern gehen und in Berghütten übernachten. Die Sommerzeit war bei mir bereits gut gebucht, doch nach dem ersten Juliwochenende fanden wir ein paar gemeinsame freie Tage.

Mir war es wichtig, dass wir unter der Woche loszogen, denn an den Wochenenden waren die Hütten jeweils bis auf den letzten Schlafplatz ausgebucht. Beim recherchieren kam ich auf die Rugghubelhütte des SAC Titlis. Von diesem Ausgangsort konnte man in kindergerechter Aufstiegszeit den tollen Gipfel des Engelberger Rotstocks erklimmen. Ein blauweisser Wanderweg würde auf die grossartige Pyramide auf 2'828 Meter führen; und falls dann noch Energie vorhanden ist, könnten es weiter auf den Wissigstock (2'887m) gehen.

Beim genaueren anschauen der Hütte entdeckte ich, dass es dort sogar ein winzig kleines Doppelzimmer zu buchen gab. Genau das Richtige für uns! Nach dem Planen galt es noch einige Wochen bis zum Termin zu warten. Doch dies war gut so, denn Emilias Wanderschuhe, welche wir vor 10 Monaten gekauft hatten, waren schon wieder zu klein und wir mussten neue bestellen.

Diese kamen dann auch just zwei Tage vor dem Termin im Sportgeschäft an. Am Sonntag vor der Abreise packten wir die Sachen zusammen, bevor es schliesslich am Montag, 09. Juli losging.

Auf dem Weg zur Rugghubelhütte. Im Hintergrund der Titlils.
Auf dem Weg zur Rugghubelhütte. Im Hintergrund der Titlils.

Tanja fuhr uns auf dem Weg ins Geschäft zum Bahnhof Liestal. Dort kauften wir Kaffee, Schokolade, Gipfeli und Donuts ein, welche wir auf der Strecke nach Olten wegputzten. Dann stiegen wir um in einen Zug, welcher uns nach Luzern brachte. Nach einem weiteren Mal umsteigen in einen prall gefüllten Zug mit Schulklassen, Werktagswanderern und Touristen erreichten wir Engelberg.

Es ging hektisch zu und her. Japaner, Schulklassen, Gleitschirmflieger, Bergsteiger und Vater-Tocher-Wanderer, quetschten sich durch die Perons, in die Toiletten und in die Busse. Als Letze gingen wir an Board des Busses, welcher uns zur Talstation der Bruni-Bergbahn fuhr. Eigentlich wollte ich dorthin wandern, um dem Trubel ein wenig aus dem Weg zu gehen, doch der freundliche Buschauffeur öffnete nochmals seine Türen und lud uns ein mitzufahren. Da konnten wir natürlich nicht wiederstehen. Zudem war der Shuttlebus gratis!

An der Talstation der Bruni-Gondelbahn traten wir erst mal zur Seite und strichen uns Sonnencreme ein. Es war ein sensationeller Sommertag. Wir freuten uns auf die Wanderung.

Die Gondelbahn brachte uns nach Ristis, wo wir uns Sandwiches und Coca Cola gönnten. Dann ging es weiter mit dem Sessellift hoch zur Brunnihütte mit ihrem lieblichen Badesee. Einige Sommerlager und Schulklassen vergnügten sich bereits im Wasser, an den umliegenden Kletterfelsen und auf dem Klettersteig.

Bald am Ziel. Die Rugghubelhütte ist schon in Sichtweite!
Bald am Ziel. Die Rugghubelhütte ist schon in Sichtweite!

Doch uns faszinierte mehr der Hund, welcher vor uns mit seinen Herrchen in der Mitte des Dreiersessellifts sass und entspannt die Fahrt genoss. Nun ging es los. Wir schritten auf dem rotweissen Wanderweg der Höhenlinie entlang der Rugghubelhütte, unserem Ziel, entgegen. 

Nach Holzstein, Tüfelstein, Planggenstafel und Heubalm erreichten wir um 13:30 Uhr die Rugghubelhütte auf 2'296 Meter. Sie thronte auf dem Hügel und bot eine phantastische Aussicht in alle Himmelsrichtungen!

Beim Passieren des "Tuifel-Stei" auf 1'964m entdeckten wir tatsächlich den bedrohlich aufgemalten Teufel auf dem Stein. Nach der Legende wollte der Teufel diesen Felsbrocken ins Rollen bringen  um die damals neu gebaute Kapelle im Horbis zu zerstören. Eine des Weges kommende Älplerin vereitelte dies indem sie ein Kreuzlein auf den Stein zeichnete.

Unser kleines Zimmer mit Aussicht.
Unser kleines Zimmer mit Aussicht.

Unser Zimmer, das Leist – benannt nach dem Berg oberhalb des Griessengletschers – war wirklich mini. Aber maxi herzig! Es hatte gerade zwei Schlafplätze und einen kleinen Sitzstuhl. Stehen konnte man aufgrund er Dachschräge nicht, doch kommt man durch die Schiebetüre in das kleine Zuhause, schliesst man dieses gleich ins Herz. Für kleine Menschen ein richtig heimeliges Bijou mit Fenster und Aussicht!

Das morgige Ziel: Der Engelberger Rotstock in der Mitte des Fotos.
Das morgige Ziel: Der Engelberger Rotstock in der Mitte des Fotos.

Wir wechselten unsere verschwitzen Kleider und setzten uns für die Brotzeit auf die Sonnenterasse. Ein Rugghubel-Plättli, eine Spezi und einen Krug Bier stillten Hunger und Durst. Dann erkundeten wir die Umgebung der Hütte. Dabei waren die zahlreichen Murmeltiere einiges interessanter als der Kinderspielplatz.

Der Nachmittagsschlaf von Emilia erlaubte mir ein wenig Tagebuch zu schreiben und im Stillen ein Bierchen zu trinken. Kurz nach 16:00 Uhr unternahmen wir nochmals einen Spaziergang rund um die Hütte und beobachteten die Murmeltiere.

Abendstimmung auf der Rugghubelhütte.
Abendstimmung auf der Rugghubelhütte.

Um 18:30 Uhr gab es dann das Abendessen. Gerade mal 15 Personen nächtigten in der Hütte. Es gab eine Bärlauchsuppe, Salat, Spaghetti und Caramelköpfli zum Dessert. Die anschliessende Nacht war ruhig und erholsam. Emilia beobachtete noch die Murmeltiere aus dem Fenster, welche rund um die Hütte umherwatschelten und ab und zu ein lautes Pfeifen von sich gaben.

Dienstag, 10. Juli 2018

Um 07:30 Uhr ging der Wecker. Als ich von der Toilette zurückkam, war Emilia bereits angezogen und wartete bis wir gemeinsam zum Frühstück gingen. Wenig später um 07:45 Uhr waren wir bereits abmarschbereit.

Einige blaue Löcher in der Wolkendecke liessen vermuten, dass da oben die Sonne schien. Rund um die Rugghubelhütte war es jedoch grau und kalt. Wir starteten zusammen mit einem Mädchen, das im gleichen Alter wie Emilia war, und mit der Oma von der Hütte weiterwanderte. Ihr Weg verlief anfangs auf der gleichen Route.

Garstiges Wetter...
Garstiges Wetter...

Es war eine wilde, karstige Gegend hier oben. Wir folgten westlich der Griessbänder und passierten den Pt. 2'330 "Bim Wasser" und peilten Pt. 2'442 an. Immer wieder galt es Restschneefelder zu überqueren oder über riesige Wasserrinnen der Kalksteinfelsen aufzusteigen. Ab und zu bekamen wir anfangs noch Murmeltiere zu sehen.

Wenig später bog unser blauweisser Wanderweg in Richtung Engelberger Rotstock ab. Die ganze Unternehmung wurde zunehmend alpiner und anspruchsvoller. Emilia zog ihr „Klettergstelltli“ an und ich nahm sie ans kurze Seil.

Wir bewegten uns unter tiefhängenden Wolken im Nebel. Immer öfters galt es Schneefelder zu queren bis uns langsam der steile, auf Schotter angelegte Pfad zur Engelberger Lücke hochführte. Hier oben windete es stark und eine Aussicht war nur selten gegeben und nur dann, wenn die Wolken einige Sonnenstrahlen durchliessen. Endlich erreichten wir die Engelberger Lücke auf 2'684 Metern und es folgte eine steile Kraxlerei hoch auf den Engelberger Rotstock. Ich war froh Emilia am Seil zu haben, den einige Stellen verlangten unbedingt Trittsicherheit.

Der Gipfelanstieg: Emilia am Seil.
Der Gipfelanstieg: Emilia am Seil.

Wir waren beide froh, als wir das eiserne Gipfelkreuz im Nebel am Horizont ausmachen konnten. In der Zwischenzeit hatten wir all unsere mitgenommenen Kleider angezogen. Als Emilia uns ins Gipfelbuch eintrug, ging ein kalter Wind. Wir assen schnell eine Salami mit Brot und teilten uns die mitgenommene Gurke aus dem Garten. Dann traten wir sogleich den Abstieg an. Hier oben hielt uns nichts mehr.

Eintrag im Gipfelbuch.
Eintrag im Gipfelbuch.
Abstieg über Schneefelder.
Abstieg über Schneefelder.

Ich war erstaunt, wie Emilia trittsicher die Steilstufen und den Schotter runterstieg. Es ist immer wieder erstaunlich wie Kinder sich schnell an das Gelände anpassen. Zurück bei der Engelberger Lücke, schweifte unser Blick noch kurz auf den Wissigstock 2'887m, welcher uns dank einigen Sonnenstrahlen zur Aussicht bot. Dann stiegen wir den gleichen Weg wieder hinunter.

Wir kamen schnell voran. In der Zwischenzeit war Emilia trittsicher wie dazumal auf unserer fünftägigen Insel Elba Durchquerung. Es machte richtig Spass über die Schneefelder zu rutschen, auch wenn man ab und zu auf dem Hosenboden landete.

Auf dem Rückweg zur Rugghubelhütte.
Auf dem Rückweg zur Rugghubelhütte.

Je näher wir der Hütte entgegen kamen, desto mehr Murmeltiere schauten uns wunderfitzig aus ihren Löchern zu. Sie waren Menschen gewohnt und thronten auf Felsklötzen oder in den saftigen Wiesen.

Bald erreichten wir die Rugghubelhütte, wo wir uns eine heisse Ovo bestellten und dazu ein Linzertörtli genossen. Dann ruhten wir uns erst einmal aus. In unserem heimeligen Zimmer schliefen wir über eine Stunde, ehe uns neue Gäste mit ihrem lauten Gerede aufweckten.

Munggen gab es viele!
Munggen gab es viele!

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir im Hüttenspeisesaal. Es gab wieder ein Rugghubel-Plättli (Käse, Speck, Salami & Brot), Bier und Tee. Emilia spielte mit einem anderen Mädchen Uno, was auch mir ein wenig Ruhe brachte. Zudem hatte ich noch das iPad dabei, welches uns zwischen den Spielen ebenfalls unterhielt bis zum Abendessen.

Unser kleines Zimmer "Leist".
Unser kleines Zimmer "Leist".

Heute gab es Maissuppe, Reis mit Pouletgeschnetzeltem und zum Dessert der Klassiker Schokoladencreme auf einer halben Birne. 

Mittwoch, 11. Juli 2018

Eigentlich hätten wir heute etwas länger schlafen können, doch Emilia war bereits um halb sieben Uhr wach. Also zog ich nach und wir befanden uns kurz nach 07:00 Uhr mit allen anderen Übernachtungsgästen im inzwischen vertrauten Speisesaal der Rugghubelhütte.

Draussen war das Wetter noch nicht wirklich besser. Zwar wurden die steilen Flanken der umliegenden Berge ab und zu von der Sonne beleuchtet, doch ein sommerlicher Tagesanfang war es definitiv nicht. Insgeheim hatte ich noch immer gehofft evtl. im See der Brunnihütte kurz eintauchen zu können, doch daraus würde heute leider nichts werden.

Auf dem Rückweg nach Ristis.
Auf dem Rückweg nach Ristis.

Aufgrund dessen wählten wir auch den direkten Abstieg nach Ristis. Unterwegs bekamen alle Kühe nochmals Streicheleinheiten und auch Murmeli und Gämsen wurden beobachtet, d.h. wenn es der Nebel zuliess. Denn teilweise konnten wir nur noch 10 Meter weit sehen. Doch die dicke Suppe löste sich langsam auf, je weiter wir hinunter gelangten.

Als wir in die Gondelbahn hinunter nach Engelberg einstiegen, waren wir die einzigen Gäste, welche talwärts fuhren. Die ganze Kabine für uns! Lobenswert zu erwähnen gilt es an dieser Stelle auch, dass Kinder hier alle Bahnen gratis benutzen durften :-)

In Luzern am Vierwaldstättersee.
In Luzern am Vierwaldstättersee.

Die Strecke nach Engelberg-Dorf gingen wir zu Fuss. Dabei erkundeten wir den lieblichen Ort noch ein wenig. Um 12:02 Uhr startete der Luzern-Engelberg-Express an die schöne Stadt am Vierwaldstättersee. Dort konnten wir dank einem längeren Aufenthalt noch einen Blick auf die Kappelbrücke, die Dampfschiffe und das Boulevard werfen und ein wenig herumschlendern.

Die Heimreise erfolgte mit dem Zug nach Liestal und von dort mit dem Bus nach Seewen, wo ein paar tolle gemeinsame Wander- und Reisetage zu Ende gingen.

Weitere Fotos des Wandertour