La Strada Alta della Leventina

Zu Fuss von Airolo nach Biasca. Eine herrliche, zweitägige Herbstwanderung oberhalb der Leventina.

Die Leventina im Herbstkleid!
Die Leventina im Herbstkleid!

Samstag, 17. Oktober 2020

Ein letztes Mal in diesem Jahr wollten Dominik und ich etwas zusammen unternehmen. Doch eine Bergtour war aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit nicht mehr möglich. Die vergangenen Tage hatte es bis auf 1000 Meter runtergeschneit, da half auch das angekündigte schöne Wetter nichts.

Doch wie so oft bietet sich im Herbst das Tessin an. Zwar werden die Berge hinter dem Gotthard ebenfalls weiss überzogen sein, doch in niederen Lagen würde es angenehm warm werden.

Los geht es am Bahnhof von Airolo.
Los geht es am Bahnhof von Airolo.
Wunderbares Herbstwetter empfing uns!
Wunderbares Herbstwetter empfing uns!

Klettern im Tessin kam jedoch nicht in Frage. Denn um an die Klettersports zu gelangen, hätten wir ein Auto benötigt. Dies wiederum hätte bedeutet, dass wir am Sonntagabend vor dem Gotthardtunnel in der Blechschlange mitangestanden wären. Also keine Option.


Wir entschieden uns für die Wanderung „Strada alta della Leventina“, welche uns von Airolo nach Biasca führen würde und dessen An- und Heimreise sich gut mit dem Zug meistern lässt. Die rund 48 Kilometer würden wir auf zwei Tage aufteilen und irgendwo unterwegs im Zelt biwakieren.

Kurz vor sieben Uhr startete ich im öffentlichen Bus nach Liestal, wo ich wenig später in den Zug nach Luzern stieg und Dominik traf. Nach dem Umsteigen in Luzern ging es dann direttissimo nach Airolo, wo wir schliesslich um 11:30 Uhr zur Wanderung starteten.

Auf schönem Pfad der Höhenlinie entlang...
Auf schönem Pfad der Höhenlinie entlang...

Das Wetter präsentierte sich wie von den Meterologen vorausgesagt sonnig und frisch. Die Luft war klar, der Himmel tiefblau, die Bergspitzen weiss und die Wälder farbig. Dieser Anblick würde uns die zwei Tage begleiten und immer wieder zum Anhalten, Hinsehen und Fotografieren verleiten.

Die Standseilbahn Ritom-Piora.
Die Standseilbahn Ritom-Piora.

Der Höhenwanderweg war bestens beschildert und wird oft begangen. Doch heute und morgen würden wir nicht viele Wanderkameradinnen und -kameraden treffen. Evtl. liegt dies auch an der Tatsache, dass alle dieselbe Richtung, also von Airolo nach Süden marschieren.

Und wieder mal an einer Kirche vorbei...
Und wieder mal an einer Kirche vorbei...

Kurz nach Airolo passierten wir die Ortschaft Madrano, ehe es einsamer im Wald entlang weiterging. Bald schritten wir unter dem Viadukt der Standseilbahn Ritom-Piora hindurch und staunten einmal mehr über dieses meisterhafte Bauwerk, welches bereits 1917 erbaut wurde und mit seiner Neigung von 87.8% eine der steilsten Standseilbahnen der Welt darstellt.

Die Wanderung ging weiter nach Altanca und schliesslich nach Deggio, ein kleines Dörfchen oberhalb von Quinto. Vergeblich hofften wir insgeheim, dass wir irgendwo eine offene Osteria treffen würden, um ein Boccalino mit Tessiner Wein oder ein Panaché zu geniessen.

Unterwegs traf ich komische Gestalten...
Unterwegs traf ich komische Gestalten...

Doch wir hatten einen Flachmann mit dabei, aus dem wir uns einen kräftigen Schluck nach dem Mittagspicknick gönnten. Anschliessend genossen wir im Windschatten die wärmende Sonne, ehe es auf dem gut ausgebauten Wanderweg weiter ging.

Bestes Herbstwetter :-)
Bestes Herbstwetter :-)

Der Steckenverlauf von Lurengo nach Freggio führte durch wunderschöne Tessiner Wälder mit zahlreichen Kastanienbäumen. Der Pfad war laubbedeckt und es raschelte angenehm bei jedem Schritt. Dazu kamen die herbstlichen Farben und die zarte, wärmende Sonne, die wir auf der Haut spürten. Wir waren uns einig. Es war die richtige Entscheidung an diesem Wochenende ins Tessin zu reisen.

Excalibur hat mich nicht ausgewählt... :(
Excalibur hat mich nicht ausgewählt... :(

Die Ortschaft Freggio kannten wir bereits vom Klettern. Im Jahr 2015 kletterten wir zusammen die spektakuläre Route "Via del Veterano" mit ihren 25 Seillängen. Ein Erlebnis, welches bis heute in guter Erinnerung blieb.

Nach der Ortschaft Osco hielten wir langsam nach einem geeigneten Biwakplatz für die Nacht Ausschau. Trotz der Abgeschiedenheit trafen wir immer wieder auf Almen und Strassen, wo wir nicht die gewünschte Einsamkeit fanden. Doch schliesslich fanden wir ihn doch – unseren Platz für die Nacht.

Biwakplatz mit Aussicht.
Biwakplatz mit Aussicht.

Am wärmenden Lagerfeuer gab es eine leckere Polenta mit Speck und Zwiebeln. Dazu den mitgeschleppten Rotwein und zum Dessert Schokolade und heissen Tee. Der sternenklare Himmel über uns trug die Gedanken in die Weite und ich hatte den Eindruck, die Kälte des Weltraums schiesst wie aus einer Giesskanne hinaus herunter auf uns. Ich war froh, als ich mich im warmen Daunenschlafsack verkriechen konnte.

Sonntag, 18. Oktober 2020

Ein Aufstehen mit Panoramablick auf Campolungo, Campo Tencia und Barone. Doch unser Rastplatz befand sich noch im Schatten, indessen die Berge bereits von der Sonne geküsst wurden. Die nächsten Stunden würden wir noch im Schatten verweilen, ehe uns die wärmende Sonne begrüssen würde.

Am Morgen der zweiten Etappe. Noch ist es frisch!
Am Morgen der zweiten Etappe. Noch ist es frisch!

Nach einem kräftigen Frühstück ging es weiter. Der Rucksack war nun um einiges leichter als gestern und das Wandern konnte flotter angegangen werden. Dies war auch notwendig, denn es lag noch mehr als die Hälfte der Gesamtstrecke vor uns.

Die katholische Pfarrkirche Santi Lorenzo e Agata.
Die katholische Pfarrkirche Santi Lorenzo e Agata.

Das Highlight des heutigen Tages war für mich die Kirche San Martino westlich der Ortschaft Calonico. Die Kirche, welche im Jahr 1200 erstmals erwähnt wurde, steht dominant auf einem Felsvorsprung hoch oben der Leventina. Sie ist selbst von der Autobahn aus gut ersichtlich und entsprechend ein Blickfang der Durchreisenden.

Die Kirche San Martino westlich der Ortschaft Calonico.
Die Kirche San Martino westlich der Ortschaft Calonico.

Doch ich kannte den Ort - besser gesagt der Fels - bereits vom Klettern. Ebenfalls im Jahr 2015 kraxelte ich zusammen mit Dominik diesen markanten Felsrücken auf verschiedenen Routen hinauf. Jedoch nie bis zur Kirche; entsprechend erkundeten wir die wunderschöne Umgebung heute genauer.

Der Weg führte auf der Höhenlinie entlang weiter nach Anzonico, Cavagnago nach Sobrio. Tatsächlich trafen wir unterwegs auf eine Osteria, die geöffnet hatte und ruhten uns bei einem Panaché kurz aus. 

Der letzte Teil der Strecke verlief nochmals auf abgeschiedenen Pfaden. Wir durchstreiften die typischen Tessiner Kastanienwälder, folgten alten Pfaden entlang kalkiger Felsstufen und erfreuten uns am farbigen Herbstkleid, dass die Büsche, Bäume und Gräser trugen.


Der Weg führte von nun an steil Bergab und wir absolvierten einige Höhenmeter. Den letzten Abschnitt hinunter zum Talboden ging es schliesslich über eine alte, eiserne Treppe nördlich der Ortschafft Pollegio. Hier war das Ende des Wanderwegs. Die restliche Strecke bis zum Bahnhof von Biasca (ca. 1 km) muss auf dem Trottoir neben der stark befahrenen Strasse gegangen werden.

Dies ersparten wir uns und stiessen stattdessen in der Osteria Giandotti bei einem Bierchen auf die erfolgreiche Wanderung an, währenddessen wir auf den Linienbus warteten. Dieser brachte uns wenig später nach Bellinzona, von wo aus wir schliesslich im Schnellzug in der ersten Klasse mit einem weiteren Bierchen in der Hand und einem Lächeln im Gesicht wieder nach Hause fuhren.

In Pollegio am Talboden angekommen. Yes, we did it!
In Pollegio am Talboden angekommen. Yes, we did it!

Weitere Informationen zur Erwanderung der Strada Alta della Leventina findest Du hier:

https://www.ticino.ch/de/itineraries/details/La-Strada-Alta-della-Leventina/141721.html

Weitere Fotos der Tour