Ecuador - Trekking

Amazonas

  • Coca
  • Naturschutzgebiet Yuturi
  • Erkundungen im Amazonas-Urwald

Freitag, 14. November 2008

Ein neuer Abschnitt unserer Ecuadorreise begann. Wieder deponierten wir das nicht benötigte Gepäck im Hotel Quito, bevor wir uns auf zum Flughafen machten. Unsere Reise ging in den Amazonas Urwald. Mit einer kleinen Maschine flogen wir in einer guten halben Stunde nach Coca. Es regnete als wir landeten, Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit waren für die nächsten Tage angesagt. Der Transfer zum Rio Napo, wo wir in ein Motorboot umstiegen war kurz. Das Gepäck wurde auf das Schiff verladen, als wir unsere neuen „Schuhe“ anprobierten. Die Gummistiefel würden uns die nächsten Tage durch den Urwald begleiten.

Nun ging die Fahrt los. Mit dem Motorboot fuhren wir auf dem Rio Napo flussabwärts. Der Flussstand war sehr niedrig und der Fahrer musste in Zickzacklinien hin- und herkurven, um nicht im Sand stecken zu bleiben. Auch das Mittagessen nahmen wir bei rasanter Fahrt ein und der Reis flog uns um die Ohren. Nach ca. fünf Stunden gelangten wir an die Stelle, wo sich der Yuturi Fluss mit dem Rio Napo traf. Hier war der Wasserstand so niedrig, dass das Boot mit uns darauf nicht mehr weiter fahren konnte. Ab hier ging es zu Fuss dem Flussufer entlang weiter. Das Gepäck würde uns über einen weiteren Umweg auf dem Wasser zur Lodge gebracht werden. Wir hingegen stiegen in die Gummistiefel und wanderten im Eilmarsch in Richtung unserer Unterkunft.

Bald sollte es eindunkeln und wir hatten noch eine Stunde Marsch vor uns. Wenn hier im Amazonas die Sonne untergeht, ist es innert Minuten stockdunkel. Auf halbem Weg montierten wir dann schliesslich auch die Stirnlampen, welche wir vorsichtshalber eingepackt hatten. Nach gut einer Stunde Marsch hörten wir von weitem den Generator der Urwaldlodge Yuturi in der Provinz Napo. Yuturi ist ein Quechua Wort und benennt die grösste Ameisenart des ecuadorianischen Dschungels, die Conga Ameise.

Für die kommenden Nächte waren wir in der Yuturi Lodge in zweier Bungalows einquartiert. Für den Amazonas Urwald schon fast eine Luxusunterkunft. Luxus aber nur deshalb, weil es fliessendes Wasser, ein Waschbecken und eine Toilette gab! Alle Gebäude der Lodge wurden aus natürlichen Materialien aus der Region erbaut.

Nach dem Abendessen kam auch unser Gepäck an und wir konnten uns in der bungaloweigenen Dusche erfrischen. Später erzählte uns Eduardo, unser Local Guide für den Amazonasaufenthalt, sehr viel Wissenswertes über die Natur, Region und Kultur des ecuadorianischen Urwaldgebietes. Schliesslich liessen wir uns auf den dünnen, mit einem grossen Moskitonetz behangenen Betten zum schlafen nieder. Es war wunderbar den Geräuschen des Dschungels zuzuhören. Sie waren so laut, dass ich am nächsten Morgen den Wecker nicht hörte.

Samstag, 15. November 2008

Es regnete die ganze Nacht und auch noch am Morgen als wir aufbrechen sollten. Die 06:00 Uhr Beobachtungsbootsfahrt fiel sprichwörtlich ins Wasser. Alle kamen erst um 7:00 Uhr mit ihren Ponchos und Regenjacken zum Frühstück. Die Gruppe wurde geteilt und es entstanden zwei kleinere Gruppen. So waren wir viel flexibler und dynamischer als in einer Horde von 15 Personen. Unter fachkundiger Führung unternahmen wir eine sechsstündige Wanderung.

Los ging es mit dem Motorboot, welches wir nach 15 Minuten verliessen und mit unseren Gummistiefeln losmarschierten. Bald waren wir im tiefen Dschungel und man sah den Himmel nicht mehr. Dafür regnete es auch nicht mehr so stark.

Das Yuturi Naturschutzgebiet mit seinen verschiedenen Ökosystemen ist eine der vogelreichsten Gegenden Südamerikas – über 500 verschiedene Arten sind hier beheimatet. Ebenso zahlreich sollen Tapiere, Ozeloten, Leguane, mehrere Affenarten, Kaimane, Capibaras und Anacondas (gehören zur Familie der Boa-Würgeschlangen) sein. Doch um diese Tiere überhaupt ins Blickfeld zu bekommen ist schon eine sehr grosse Portion glück notwendig. Ich begnügte mich mit der vielseitigen Pflanzenwelt, die wenigstens vor dem Sucher meiner Kamera stehen blieb.

Gegen 15:00 Uhr kehrten wir zur Lodge zurück. Das Wetter hatte sich gebessert und der Himmel war inzwischen fast wolkenlos. Raus aus den verdreckten Klamotten und rein in die Badehose. Ein bisschen mulmig war es mir schon in den Yuturi zu springen und zwischen den Pirañas zu schwimmen, doch Franziska gab mir Schützenhilfe und so konnte ich nicht kneifen. Danach war Siesta angesagt. Um 17:00 Uhr trafen wir uns wieder und fuhren mit den Booten raus auf den Yuturi, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Das Lichterspiel der untergehenden Sonne war phänomenal.

Nach dem Abendessen trafen sich die kleinen Gruppen dann wieder und unternahmen im Urwald einen Nachtspaziergang. Es war schon ein spezielles Erlebnis im Dunkeln mit der Taschenlampe durch das Dickicht zu gehen und dem Gekreische der Tiere und den verschiedenen anderen Geräuschen zuzuhören. Höhepunkt war die Sichtung einer Capucin, eine mit der Tarantel verwandte sehr aggressive Spinnenart. Einmal schalteten wir alle die Taschenlampen aus, um das Gefühl von Dunkelheit und den Geräuschen besser verspüren zu können.

Zum Glück sind nach dem Spaziergang wieder alle gut zur Lodge zurückgekehrt und keiner verloren gegangen. Nach einem guten Abendessen war dann Nachtruhe angesagt. Wobei man von Ruhe nicht reden konnte.

Sonntag, 16. November 2008

Schon im Morgengrauen ging unser Programm weiter. Um 05:45 Uhr weckte uns Benno für eine Erkundungsbootstour auf dem Yuturi. Es war zwar schön, im lichten Nebelmeer herum zu paddeln, doch viele Tiere bekamen wir nicht zu Gesicht. Auch die Vögel waren extrem scheu und flogen in weiter Ferne schon davon. Um 7:00 Uhr, als wir zurückkehrten, stand das Frühstück auch schon bereit.

Gestärkt ging es eine Stunde später auf zu unserem zweiten Ausflug. Ziel war ein Indianerdorf am Ufer des Rio Napos. Wir wanderten eine Stunde durch das teils sumpfige Dickicht dorthin. Die Quechua Indianer leben in lang gezogenen Siedlungen entlang dem Ufer des Flusses, welcher die eigentliche Verkehrsachse des Amazonas darstellt. Die meisten sind Farmer und somit Selbstversorger. Doch auf dem Rio Napo wird auch gerne getauscht, verkauft und gekauft. Er ist der lebende Nerv der Region.

In einem Quechua typischem Haus erzählte uns Eduardo viel Wissenswertes über Ihr Leben, Land, Politik und Natur. Hier im Amazonas leben beispielsweise über eine Million verschiedene Insektenarten. Zum Leidwesen von Tanja, die schon nach dem ersten Urwaldtag zahlreiche Stiche hatte.

Obwohl Ecuador nur 2% des Amazonas gehören, trifft man 50% aller Lebewesen hier an. Interessant ist auch, dass ein Urwaldriese, also ein ausgewachsener Baum, bis zu 500 verschiedene Gattungen beherbergen kann, somit also ein eigenes Ökosystem darstellten.

Am Nachmittag war Siesta angesagt. Erst um 16:30 Uhr trafen wir uns wieder zum Animationsprogramm – dem Blasrohrschiessen. Ob es daran lag, dass ich bereits aus Venezuela ein Blasrohr zu Hause hatte oder ich einfach nur gut im Zielen war… Auf jeden Fall war ich der Gewinner unseres Gruppenturniers. Auch im anschliessenden Pirañafischen war ich mit einem Wels und einem Piraña nicht schlecht von der Partie. Wir fuhren dazu mit dem Boot auf den Yuturi. Als Köder verwendeten wir rohes Fleisch. Doch Pirañas sind wählerisch und so wurde nur das beste Fleisch vom Haken gefressen und das Fett blieb dran. Nachdem wir etwas enttäuscht mit nur einem einzigen zum Probieren geeigneten Piraña wieder zurückkamen, wurde dieser beim Abendessen zubereitet. Alle anderen gefangenen Pirañas und Welse waren zu klein und wurden wieder ins Wasser zurückgeworfen. Wer wollte konnte nachts nochmals mit dem Einbaum eine Erkundungstour unternehmen. Doch leider sahen wir keine Kaimane, nur vereinzelt Vögel. Nichtsdestotrotz war es sehr schön bei Sternenhimmel durchs Wasser zu gleiten.

Montag, 17. November 2008

Wir standen bereits früh um 04:30 Uhr auf. Zur gleichen Zeit wurde unser Hauptgepäck auf dem Wasserweg zum Rio Napo geschickt. Wir mussten die erste Stunde wieder zu Fuss durch den Urwald gehen, um den Rio Napo zu erreichen. Als um 05:30 Uhr der Tag begann war Abmarsch. Der Rio Napo führte heute wesentlich mehr Wasser als noch vor drei Tagen. Anscheinend hatte es im Hochland geregnet.

Als wir um 6:30 Uhr ins Boot zu unserem Gepäck einstiegen, fuhren wir nur 10 Minuten. Bevor wir zurück nach Coca schipperten, war nämlich noch ein Besuch auf der Affeninsel angesagt. Dort leben etwa 35 Wollaffen, welche zu ihrem Artenschutz dort ausgesetzt wurden. Da diese nicht schwimmen können, sind sie auf der Insel gefangen, doch können sie sich frei bewegen und sich selbst von der Vegetation ernähren. Die Wollaffen stehen auch heute noch gerne auf dem Speiseplan der Einheimischen, weil sie viel Fleisch haben und aufgrund ihrer Körpermasse relativ leicht geschossen werden können.

Wir verbrachten eine volle Stunde auf der Insel ohne auch nur einen Affen gesehen zu haben. Waren wir vielleicht die Affen? Doch die Vegetation war wunderschön und sehr vielseitig. Auf unserer Rückfahrt kamen wir gut voran. Mussten wir doch nicht Zickezack fahren, um die vielen Sandbänke zu umgehen. Doch trotzdem kam es kurz vor Coca zur Verspätung. Irgendwie ist Wasser in den Benzintank gelangt und der Motor reklamierte da natürlich.

Wir fuhren mehr recht als schlecht mehrere Stege an und versuchten neues Benzin zu kaufen. Beim dritten Anlauf klappte es dann schliesslich. Bei der Ankunft in Coca ging alles hektisch von sich. Raus aus dem Boot und den Gummistiefeln, Gepäck auf den Truck, weiter zum Flughafen und ohne Gepäck- und Passkontrolle in den Flieger, der mit weiteren Passagieren schon bereitstand.

Leider sahen wir auch diesmal nicht den Gipfel des Cotopaxi vom Flugzeug aus. Zu viele Wolken versperrten uns die Sicht. Wieder in Quito, suchten wir erst einmal eine Lavanderia, um unsere dreckigen und modrigen Kleider zu säubern. Wir wollten sauber auf die Galapagos Inseln fliegen. Auch war es der letzte Gruppenabend der Hausertour. Wir gingen alle zusammen nochmals gemeinsam Essen und verabschiedeten uns von Benno, der als Guide einen super Job geleistet hatte. Nach einem Drink im Casino neben unserem Hotel war Bettruhe angesagt. Es war ein langer Tag.

Dienstag, 18. November 2008

Wir verbrachten einen weiteren, dieses Mal, gemütlichen Tag in Quito. Wir genossen ausgiebig das grosse Frühstücksbuffet und erledigten die letzten Einkäufe. Den Morgen verbrachten wir in der Neustadt Mariscal und den Nachmittag in der Altstadt von Quito. Schlendern, beobachten, was gutes Essen und einkaufen. Es war schön wieder alleine unterwegs zu seine, obwohl wir uns sehr an die Gruppe gewöhnt hatten.

Tanja gönnte sich in einem Beauty Studio eine Pedi- und Maniküre für sage uns schreibe fünf Dollar, um wieder ein wenig zivilisiert daherzukommen. Ich gönnte mir für 15 Dollar eine einstündige Ganzkörper-Relax-Massage. Danach war ich so müde, dass wir wieder ins Hotel zurückkehrten. Zu Abend assen wir wieder einmal im Hunter´s, gleich neben unserem Hotel. Ein sehr empfehlenswertes Restaurant.