Marrakesch, Marokko

Vier Tage in der orientalischen Königsstadt Marrakesch. Kurzferien mit kulturellem Tiefgang: Gassenwandern mit Tanja in tiefstem Wirrwarr der Souks.

Samstag, 10. Dezember 2011

Ganze elf Jahre waren seit meinem letzten Besuch in Marokko vergangen. Dazumal setzte ich das erste Mal meinen Fuss auf den afrikanischen Kontinent und startete eines meiner ersten grossen Trekkings im Atlasgebirge. Die damalige Tour, welche von Hauser Exkursionen durchgeführt wurde und welche ich zusammen mit Dominik bestritt, prägte mein Abenteuerleben ungemein. Sie war wie ein Startschuss, der den Deckel meines lokalen Daseins hebte und meinen Durst nach dem Fremden, dem Unbekannten, dem Reisen, anderen Kulturen und verschiedenen Naturvielfalten aufkommen liess. Es war zugleich mein erster 4000er, der Jebel Toubkal, mit seinen 4167m höchster Berg im Atlasgebirge.

Der obligate Pfefferminztee
Der obligate Pfefferminztee

Eine Dekade später sass ich also erneut im Flugzeug mit Ziel Marrakesch. Dieses Mal begleitete mich Tanja. Wir hatten vor, der Königsstadt einen Besuch abzustatten, ein wenig zu relaxen und dem regnerischen europäischen Winterwetter zu entgehen. Hatte ich doch zuvor so viel von dieser Stadt geschwärmt; von der Kultur, dem regen Treiben auf den Bazaren, den orientalischen Düften und den für uns fremden Klängen. Doch war dies noch immer so? Traf man sich abends immer noch auf dem grossen Platz zum Schwatzen, tanzten die Frauen noch immer zu den Flöten ihre Bauchtänze, war noch immer diese Leichtigkeit und Fröhlichkeit des Lebens zu spüren?

Moschee La Koutoubia
Moschee La Koutoubia

Gedanken möglicher Enttäuschungen machten sich in meinem Kopf breit. Riskiere ich meine schönen Erinnerungen mit einem zweiten Besuch zu verlieren oder zu beeinträchtigen? Bestimmt wird es nicht mehr das gleiche Marrakesch sein, vielleicht aber ein anderes schönes. Ich werde es herausfinden.

Europäische Störche, welche im warmen Marrakesch überwintern
Europäische Störche, welche im warmen Marrakesch überwintern

Von Basel aus erreicht man Marokko easy mit dem Jet. Also kaufte ich bei Easy Jet zwei Tickets, welche ich Tanja zum 38. Geburtstag schenkte und buchte ein romantisches Zimmer in einem Riad (Stadhaus). Auch für die Betreuung von Emilia kümmerte ich mich frühzeitig. Meine Eltern würden die vier Tage auf sie aufpassen.

Typischer Bazar, wie er überall in Marrakesch anzutreffen ist
Typischer Bazar, wie er überall in Marrakesch anzutreffen ist

Als wir mit einer Stunde Zeitverschiebung um 17:30 Uhr in Marrakesch landeten, war es bereits dunkel. Die Taxifahrer am Flughafen hielten zusammen und somit den Preis für eine Fahrt in die Altstadt (Medina) hoch. Wir begannen bei 200 Dirham (ca. 20 SFr) mit dem Feilschen, über das Doppelte von dem, was im Reiseführer empfohlen wurde. Schlussendlich fanden wir einen Fahrer, welcher uns für 150 Dirham mitnahm. Doch er sagte uns gleich zu Beginn, dass er nicht so tief in die Altstadt fahren könne und wir das letzte Stück zu Fuss gehen müssten. Kein Problem dachten wir und fuhren los. Übrigens war es absolut einfach, Dirham in Schweizer Franken umzurechnen und somit auch übersichtlicher für uns (10 Dirham = 1 SFr).

Moschee La Koutoubia
Moschee La Koutoubia

Als wir im Wirrwarr unzähliger schmaler Gassen und Plätze an die Grenze eines Souks ankamen (die Strasse war ab da für Autos zu schmal), war uns mulmig zumute. Wir befanden uns mitten in einer dunklen Gasse mit einer Reisetasche und einem Koffer. Wir hatten keine Ahnung wo wir uns befanden und eine Schar von selbst erfundenen Local-Guides umringte uns und bot uns ihre grosszügige Hilfe an. Der Taxifahrer rief, wir sollten gerade aus und dann links gehen, ehe er losfuhr.

Eine saubere Auslegeordnung
Eine saubere Auslegeordnung

Wir versuchten unser Glück alleine, wenn auch ein wenig verunsichert. Einige der zuvorkommenden Helfer folgten uns sowieso. Hinein ging es in das Wirrwarr des Souks. Die Strassennamen konnten wir, wenn überhaupt angeschrieben, gar nicht lesen. Wurde es dunkler oder waren keine Leute mehr in unserer Nähe, war uns ganz schön Unbehagen. It's not far, just five more minutes bekamen wir immer wieder zu höhren. Doch erst als wir das Strassenschild der Strasse unseres Riads sehen konnten, waren wir erleichtert und fühlten uns sicherer. Dem jungen Typ, der uns schiesslich die letzten 10 Minuten zum Riad begleitete und uns die Strasse zeigte, gaben wir drei Euro Trinkgeld, was ihm aber anscheinend zu wenig war.

Schliesslich standen wir vor den Türen des Riad Dama, welches vergittert, dunkel und ungastlich auf uns wirkte. War überhaupt jemand zu Hause? Nach mehrmaligen Klingeln öffnete uns schliesslich ein freundlicher Herr die Türe und lies uns rein. Auf der anderen Seite der Mauer konnte der Komplex nicht wieder erkannt werden. Ein wunderschöner Innenhof mit Orangenbäumen, orientalisch geschmückten Sitznischen und ein Wasserspiel präsentierten sich uns.

Blick in den Innenhof des Riad Dama
Blick in den Innenhof des Riad Dama

Als erstes wurde uns, wie es hier traditionell üblich ist, ein heisser frischer Pfefferminztee serviert. Unser Zimmer befand sich zu Oberst auf der Terrasse und war typisch orientalisch mit vielen Lampen, Stoffen und Holzgegenständen geschmückt. Es gefiel uns sehr gut.

Couscous, das  marokkanische Nationalgericht.
Couscous, das marokkanische Nationalgericht.

Nach dem auspacken machten wir uns auf zu einem ersten Spaziergang; auf in das dichte Getümmel der Leute, der Handelswaren, der Motor- und Fahrräder. Trotz dem Wissen über den bevorstehenden Kulturwechsel brauchte es seine Zeit, sich an diese ungewohnte Umgebung, dieses Leben, eben an diese Kultur, zu gewöhnen.

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