Spanien - Alicante

20. bis 24. April 2016

Um dem hektischen Alltag und meiner Masterarbeit für ein paar Tage zu entfliehen, zog es mich zusammen mit Dominik in den wärmeren Süden. Unsere geplanten Frühlingsklettertage sollten dieses Jahr in Spanien, genauer gesagt in der Umgebung von Alicante, stattfinden. Diese sich nördlich bei der spanischen Hafenstadt an der Costa Blanca befindlichen Kletterspots waren mit dem Flugzeug in geringer Zeit und zu einem vernünftigen Preis von Basel aus zu erreichen.

Olli on the Bernia ridge
Olli on the Bernia ridge

Auswahl gab es da genügend; von top ausgerüsteten Sportklettergebieten bis zu traditionellen Wänden in der alles selbst abgesichert werden musste. Auch die Möglichkeit von Wander- und Bergtouren war gegeben, welche Alternativen bei nicht so gutem Wetter boten. Doch wir hofften natürlich auf Sonnenstrahlen und wärmere Temperaturen als bei uns zu Hause.

Blick auf Altea. Im Hintergrund sind die Hotelpunker von Benidorm erkennbar.
Blick auf Altea. Im Hintergrund sind die Hotelpunker von Benidorm erkennbar.

Mittwoch, 20. April 2016

Der Flug mit Easyjet startete bereits um 06:10 Uhr vom Euroairport Basel. Entsprechend früh mussten wir zu Hause losgehen. Doch dafür hatten wir in Spanien noch einen vollen Klettertag. Nach dem zweistündigen Flug übernahmen wir unser reserviertes Mietfahrzeug und machten uns sogleich auf ins Landesinnere.

Unser Ziel war der Kletterspot in Reconco nördlich der Ortschaft Sax. Doch je weiter wir uns vom Meer entfernten und je höher wir ins Landesinnere vordrangen, desto kälter wurden die Temperaturen und desto bewölkter der Himmel. Als wir schliesslich in Sax eintrafen stand das Thermometer auf 5 Grad Celsius. Dafür kamen wir hierher? Da hätten wir auch zu Hause bleiben können!

Wir sind da: Daunenjacke und Schaal statt T-Shirt und Shorts
Wir sind da: Daunenjacke und Schaal statt T-Shirt und Shorts

Ein wenig genervt und der langen Reise müssig, beschlossen wir die Richtung unseres Zielorts, die Ortschaft Altea anzusteuern. Unsere Hoffnung lag darin, dass das Wetter und die Temperaturen am Meer angenehmer waren als in den Bergen. Wir hofften so beim Kletterspot Sierra de Toix unseren ersten Klettertag in ein paar spannenden Routen mit coolen Moves noch zu retten.

Unser Plan ging auf. Zwar hatten wir bis zum Einstieg im Sektor Toix Placa unsere Daunenjacken noch an, doch beim Klettern wurde es uns schnell warm und ein Pullover genügte. 


Den ersten Tag gingen wir gemütlich an. Wir kletterten die Routen Lofi (4+), Lara (4+) und Anto (5) und lernten dank dieser gemütlichen MSL Routen den Fels ein wenig besser kennen.

Blick aus unserem Zimmer im Hotel Villa Gadea.
Blick aus unserem Zimmer im Hotel Villa Gadea.

Vom Kletterspot Sierra Toix war es nur eine kurze Autofahrt zu unserer Unterkunft. Wir nächtigten im Hotel Villa Gadea, welches direkt am Meer lag und entsprechend einen wunderschönen Ausblick von der Zimmerterrasse bot.

Weitere Fotos vom Mittwoch, 20. April 2016

Donnerstag, 21. April 2016

Heut ging es erneut zum Kletterspot Sierra Toix. Unser erstes Ziel war die komplette Überschreitung der Felsnase über die Kletterroute Cilber (5+). Das durchaus populäre und lohnenswerte Vorhaben wird auch "The Toix Ridge" genannt.

Die Route Cilber erreichten wir vom Parkplatz in schnellen fünf Minuten. Der Einstieg war angeschrieben und nicht zu übersehen. Vorsichtshalber hatten wir ein paar Friends und Keile dabei, da wir im Vorfeld unterschiedliche Informationen über den Absicherungszustand gelesen hatten. Schlussendlich benötigten wir diese Tools jedoch nicht.

Dominik in der zweiten Seillänge der Route Cilber.
Dominik in der zweiten Seillänge der Route Cilber.

Die ersten beiden Seillängen im Schwierigkeitsgrad 5 und 5+ waren auch gleich die schönsten. Es folgte eine 4, dann eine teilweise buschige 3 und zum Schluss nochmals eine reizvolle 4+. Dann waren wir auch schon oben.

Bei einer Pause in der strahlenden Sonne schauten wir auf die komplett verbaute Landschaft vor uns hinunter. Unglaublich mit wie vielen Hotels, Ferienwohnungen, Gebäuden und Strassen die Gegend entlang der Küste verschandelt wurde.

Olli in der letzten Seillänge der Route Cilber.
Olli in der letzten Seillänge der Route Cilber.

Mit der anschliessenden Kraxelpartie auf dem Grat, erreichten wir wenig später den Gipfel. Danach stiegen wir bis zum Fernsehmast ab und erreichten über einen Wanderpfad schliesslich wieder unseren Mietwagen. Hier verpflegten wir uns erst einmal, ehe es auf zur nächsten Kletterpartie ging.

Dominik auf der Krete kurz vor der höchsten Erhebung des Toix. Links hinten die Felsnase von Calpe.
Dominik auf der Krete kurz vor der höchsten Erhebung des Toix. Links hinten die Felsnase von Calpe.

Als wir uns danach auf die "Magical Mystery Tour" auf der Südseite des Toix aufmachten, wussten wir noch nicht, dass ein Highlight auf uns wartete. Denn ausser dem Prachtwetter stimmte nach der Mittagspause nichts an unserer nächsten Unternehmung.

Olli oberhalb der Piratenhöhle.
Olli oberhalb der Piratenhöhle.

Das erste Problem war die Abseilstelle für die Tour zu finden. Denn die Kletterroute befand sich an den Klippen oberhalb des Meeres und der Einstieg war entsprechend nur durch ein Abseilen zu erreichen. Die Orientierung erwies sich als äusserst schwierig.

Abseilen ins Ungewisse...
Abseilen ins Ungewisse...

Nach langem Suchen glaubten wir schliesslich die gewisse Abseilstelle gefunden zu haben (es gab einige!). Als das Seil eingezogen war und ich über die Klippe ein paar Meter hinunterging, musste ich feststellen, dass es zu kurz war bzw. eine Zwischenabseilstelle aufgrund des Überhangs für ein 60 Meterseil fehlte! Ich musste also wieder hinauf prusiken. Doch wir waren uns nun sicher: da unten befand sich die Magical Mystery Tour.


Während ich mich von der Anstrengung erholte, joggte Dominik zurück zum Auto und holte die Halbseile. Nun hatten wir genügend Seilmeter und konnten spektakulär bis auf ein Klippenband abseilen. Da wir nicht genau wussten, was uns erwartete, entschlossen wir uns, die Halbseile nicht rauszuziehen, um im Notfall wieder hinaufzusteigen. Denn die alte, rostige "Fischerleiter", die bis zur Hälfte der Felsen noch teilweise vorhanden war, hatte das Zeitliche längst gesegnet.


Von hier schritten wir mit einem 60 Meter Einfachseil weiter in Richtung Westen. Dabei kraxelten wir über teilweise schmale Bänder durch grosse, eindrückliche Höhlen etwa 10 Meter über dem tosenden Meer (3. Schwierigkeitsgrad). Das Ganze war sehr imposant!

Erst als die Felsbänder nicht mehr da waren startete die Kletterei. Es folgte eine 3er und schliesslich eine 4er Querung. Danach stiess eine weitere Seillänge im 4. Grad steil aufwärts. Die etwas längere Seillänge im 5. Grad führte schliesslich hinauf über die Klippen und zum dortigen Wanderpfad, den wir entlang kamen. 

Wieder zurück bei der Abseilstelle tranken wir erst mal unsere Wasservorräte auf. Dann zogen wir die Halbseile herauf und begaben uns an den Strand. Auf dieses aussergewöhnliche Kletterabenteuer mussten wir erst einmal anstossen. Es war etwas ganz Besonderes; eben eine Magical Mystery Tour!

Weitere Fotos vom Donnerstag, 21. April 2016

Freitag, 22. April 2016

Der Wetterbericht behielt recht. Am heutigen Freitag sollte die Sonne nicht hinter den Wolken hervorkommen. Entsprechend hatten wir unser Tagesprogramm mit einer nicht minder schönen Bergtour zusammengestellt.

Die gelbe Linie zeigt unsere Route.
Die gelbe Linie zeigt unsere Route.

Und zwar stand die Überschreitung der Sierra de Bernia an. Die Überschreitung des Bergrückens würde je nach Literatur und Wegwahl zwischen 6 und 10 Stunden dauern und Kletterpartien bis 4+ beinhalten. Auch musste mal abgeseilt werden, was das Mitführen eines Seils unabdingbar machte. 

Am Wegrand des Wanderweges PR-CV7.
Am Wegrand des Wanderweges PR-CV7.

Wir wählten den Ausgangspunkt bei den Cases de Bèrnia, dessen Restaurant zu dieser Jahreszeit noch geschlossen war. Dies war nicht weiter erstaunlich, waren wir doch fast alleine unterwegs. Wir folgten dem Wanderweg PR-CV7 in östliche Richtung. Der erste Wegpunkt war das Font Cabanes o de Bèrnia, wo wir gleich danach langsam aufwärts dem PR-CV7 in Richtung Cova del Forat de la Bèrnia folgten. 

Der Durchgang zur anderen Seite der Sierra de Bernia.
Der Durchgang zur anderen Seite der Sierra de Bernia.

Den Höhlendurchgang auf die Südseite des Berges liessen wir uns natürlich nicht entgehen. Schon faszinierend wie man unter den zig Tonnen Felsen auf die andere Bergseite gelangen konnte. Wieder zurück, ging der Weg nun steiler hoch bis zu den la Cova de l'Arc.

Kurz vor der Krete und bei der la Cova de l'Arc.
Kurz vor der Krete und bei der la Cova de l'Arc.

Diese Steinformation war unser Ausgangspunkt für die bevorstehende Überschreitung. Hier verpflegten wir uns kurz, zogen die Klettersachen an und schritten schliesslich immer westlich orientiert auf der Krete dem Hauptgipfel Bèrnia (1126m) entgegen.

Immer wieder tauchen Nebelschwarden auf.
Immer wieder tauchen Nebelschwarden auf.

Es folgten Kraxlereien, leichte Klettereien und auch bald die Abseilstelle. Den Panxa Blanca (974m) und el Rellotge (985m) hatten wir bald hinter uns. Danach zog sich die Tour in die Länge. Dicke Nebelschwarten liessen unsere Unternehmung alpin und gespenstisch wirken. Doch auch ausgesetzte Passagen und die Kletterei mit Bergschuhen im Schwierigkeitsgrad 4+ verlieh der Tour das Gewisse etwas.


Die Aussicht vom Hauptgipfel war erwartungsgemäss nicht prächtig. Doch wir stellten heute den sportlichen Charakter in den Vordergrund. Wir nahmen sogleich den Abstieg zum Fort de Bèrnia vor. Die Ruinen des Forts aus dem 16. Jahrhunderts waren schon von Weitem zu sehen. Sie lagen strategisch gut auf einem vorgelagerten Hügel und man konnte die ganze Gegend überblicken.

Der stolze Blick zurück auf die überquerte Sierra de Bernia.
Der stolze Blick zurück auf die überquerte Sierra de Bernia.

Unsere Rundtour ging auf dem gut ausgebauten Wanderweg PR-CV7 weiter. Nach gut 6 Stunden erreichten wir wieder unser Auto. Nach dieser vielseitigen und tollen Bergtour relaxten wir anschliessend in der Hotelsauna. Wir hatten es uns verdient (…war unsere Ansicht).

Weitere Fotos vom Freitag, 22. April 2016

Samstag, 23. April 2016

Heute war das Wetter wieder sommerlich warm. Entsprechend war wieder Sportklettern angesagt. Den letzten Tag wollten wir im bekannten Kletterspot Sella verbringen. Der Kletterliteratur ist zu entnehmen, dass Sella ein sehr populäres Gebiet ist, in welchem so viele Routen vorhanden waren, dass man sich dort locker eine Woche aufhalten kann. Dieses wollten wir natürlich kennen lernen.


Sella befand sich oberhalb von Benidorm, bereits 20 Kilometer landeseinwärts. Mit Unverständnis über die existierenden Überbauungen in Benidorm passierten wir auf der AP-7 die Ferienortschaft. Danach erreichten wir über Finestrat den Ausgangsort Sella für unseren Klettertag.

Wir entschieden uns bereits am Vorabend, zuerst dem Sektor Culo de Rino, ein älterer und einfacherer Felsabschnitt, einen Besuch abzustatten. Wenn ich mich noch recht erinnern kann, dann kletterten wir dort die Routen Pies de minino (5+), Los refugiados (5+), A golpe y porrazo (5) und Via del Indio (5+).

Nach der Mittagspause wechselten wir in den anliegenden Sektor Marión, wo wir die Routen Deja vu (5), Cartujal (5+), und die MSL Marión bestritten.

Irgendwie konnte ich mich mit diesem Sektor in Sella nicht wirklich anfreunden. Teilweise sehr abgegriffene und seltsam abgesicherte Routen hinterliessen bei mir nicht das Gefühl hier nochmals herkommen zu müssen. Aber eventuell war ich heute auch nicht in super Verfassung und die Routen der letzten Tage waren punkto Spannung, Abgelegenheit und Einzigartigkeit kaum zu übertreffen.

Aussicht vom Sektor Marión.
Aussicht vom Sektor Marión.

Den letzten Abend verbrachten wir im Hotel. Morgen früh waren die Ferientage schon wieder vorbei und der Heimflug stand an.

Weitere Fotos vom Samstag, 23. April 2016