Die Inseldurchquerung

Etappe 4

Pico de la Nieve – El Pilar, Paradetour auf dem Calderakamm mit langem Abstieg, 25km, 5.5h, O

Samstag, 03. Oktober 2015

Wie gestern Abend besprochen und abgemacht, würde ich heute eine Solowanderung unternehmen. Doch die geplante Tour war ohne Hilfe anderer gar nicht machbar. Zu weit waren die Distanzen für den Hin- und Rückweg! Es benötigte also jemanden der bereit war, mich 1,5 Stunden an den Ausgangspunkt zu fahren, mich auszuladen und wieder 1,5 Stunden zurück zu fahren! In meinem Fall war es meine liebe Ehefrau in der Begleitung von Emilia und Luca.

Und los geht der Solo-Wandertag!
Und los geht der Solo-Wandertag!

Den Weg zum Parkplatz des Pico Nieve kannten wir nun genauestens! Auch heute fuhren wir mit dem Opel Corsa nicht bis ans Ende der ungepflasterten Piste. Zu steinig war der Weg hinauf. In einer Kurvennische parkten und drehten wir das Auto für die Runterfahrt.

Durch lichte Kiefernwäldern musst du gehen…
Durch lichte Kiefernwäldern musst du gehen…

Hier verabschiedete ich mich von der Familie. Ich hatte derweil zweimal geprüft, dass ich den Schlüssel des anderen Autos eingepackt hatte. Trotzdem ging was vergessen: die Wanderkarte. Diese brachte mir Emilia hinterher, welche mir fünf Minuten nach dem Losmarschieren rennend hinterher eilte.

Doch bald war ich alleine unterwegs und Schritt via dem LP 3 dem Hauptwanderweg GR131 entgegen. Bei Degollada del Barranco de la Madera kamen die beiden schliesslich zusammen.

Was nun folgte war pures Genusswandern! Auf gut ausgebauten Pfaden ging es durch liebliche Kiefernwälder und über verschiedenfarbige Lavafelder. Immer wieder konnten Einblicke in die unglaublich grosse Caldera genossen und fotografiert werden. Ein absoluter Wandertraum. Gerne hätte ich hier die ganze Familie dabei gehabt; aber zu viel darf man auch nicht erwarten. Schliesslich war der Weg mit 25 Kilometern lange, teilweise ausgesetzt und die Caldera sehr steil abfallend.

Einfach schön, der grüne Kontrast der Kiefern in der ockerfarbenen Vulkanlandschaft
Einfach schön, der grüne Kontrast der Kiefern in der ockerfarbenen Vulkanlandschaft

Auch ging es immer wieder mal ein paar Höhenmeter hoch. Zum Beispiel auf den imposanten Piedras del Catre. Doch die kurzen Anstrengungen nahm ich für die folgende Aussicht – welche sich interessanterweise immer wieder änderte – gerne in Kauf.

Inzwischen erhielt ich ein SMS, dass Tanja, Emilia und Luca gut die Passtrasse heruntergekommen sind und sich in Santa Cruz befanden, wo sie das Inselmuseum besuchten. Ich konnte also guten Gewissens weiterschreiten.

Um 12:30 Uhr passierte ich das Refugio de los Roques, eine – für palmerische Verhältnisse – sehr gut ausgebaute Berghütte. Anhand des Hüttenbuches konnte ich entnehmen, dass dort fast täglich Wanderer übernachten. Da hatte sich z.B. André eingetragen, welcher sich mit einem 30kg schweren Rucksack vor drei Tagen in Puerto Tazacorte aufmachte und froh war, nach zweimal draussen Schlafen endlich wieder mal ein Dach über dem Kopf zu haben. Auch er wollte, so wie ich heute, nach El Pinar. Auf dem Weg dahin angetroffen hatte ich ihn leider nicht.


Dafür waren sonst einige auf diesem Wanderweg unterwegs. So kamen mir insgesamt vier Bergläufer oder wie man heute so schön sagt, „Trailrunner“ entgegen. Und auch einige in- sowie ausländische Wanderschaften kreuzten meinen Weg.

So passierte ich Kilometer um Kilometer, überschritt Gipfel und Erhebungen, und kreuzt Wegpunkte, dies sich in der Vergangenheit durch irgendetwas einen Namen verdient hatten.

Um 15:00 Uhr erreichte ich den Reventión- Pass mit dem Wanderparkplatz. Ab hier ging es altiplano der Cumbre Nuevas entlang. Den im Vorfeld als eher langweilig eingeschätzten Weg zum Refugio Pilar, entpuppte sich als Strecke mit Überraschungen.

So verlief 95% der Strecke nicht auf dem Waldweg sondern auf einem eigenen Trail. Er führte dabei durch Lorbeer- und Kiefernwälder und war sehr angenehm zu gehen. 

Ein Mittagsschläfchen auf weichem Kiefernnadelbett am Wegrand
Ein Mittagsschläfchen auf weichem Kiefernnadelbett am Wegrand

Als ich um 16:30 Uhr in El Pinar eintraf, erkannte ich den ruhigen, idyllischen Erholungsort mit Campingplatz nicht mehr. Heute war Samstag und der Erholungsplatz war ganz in der Hand der Einheimischen, welche an den Wochenenden mit derganzen Familien Orte wie diese aufsuchten. Doch das hatte auch einen Vorteil für mich: es gab Bier (1,50 €) als Belohnung für meine erfolgreiche Etappe an einem der Verkaufsstände!

Der grösste Teil der Inseldurchquerung auf dem GR131 liegt bereits hinter mir.
Der grösste Teil der Inseldurchquerung auf dem GR131 liegt bereits hinter mir.

Auch fand ich heute, im Gegenteil zu den anderen Wandertagen Zeit, mal ein paar Texte für den Reisebericht in Ruhe zu verfassen. Ja, als Vater zweier kleiner Kinder geniesst man solche Momente! Doch man geht auch gerne wieder nach Hause, denn eine Wanderung ohne Kinderlachen, Singen, Nörgeln, etc. ist für mich irgendwie ungewohnt geworden. Zudem hatte Tanja frische Sardinen eingekauft und ich möchte beim Abendessen nicht zu kurz kommen!

Karte Etappe 4

Etappe 4: Pico de la Nieve – El Pilar, Paradetour auf dem Calderakamm mit langem Abstieg, 25km, 5.5h, O
Etappe 4: Pico de la Nieve – El Pilar, Paradetour auf dem Calderakamm mit langem Abstieg, 25km, 5.5h, O

Anmerkung

Der drauffolgende Sonntag, 04. Oktober 2015, war ein weiterer Wander-Ruhetag. Ich war froh, mich auf die folgende Paradetour über die Vulkanlandschaft noch ein wenig zu erholen. Schliesslich lagen mir die 25 Kilometer schon ein wenig in den Beinen. Wie auch an den Tagen zuvor, stellten wir das eine Auto zum Zielort der nächsten anstehenden Etappe. Am morgigen Tag sollte dies Los Canarios sein. Doch wir schätzten, dass es für Emilia zu weit und anstrengend sein würde, bis in den Ort zu Wandern. Deshalb parkten wir (nach endlosem Umherirren auf den Forststrassen) beim Freizeit- und Picknickplatz Fuente de los Roques.

Weitere Fotos von der Etappe 4