Von Innsbruck nach Salzburg - Die Anreise

Montag, 24. Juli 2017

Mit gutem Gefühl verliess ich das Büro. Die Treppe hinunter, ein "Beep" der Stempeluhr und schon war der Badge im unteren Rucksackdeckel verstaut und ich auf der Strasse draussen. Die Welt gehörte mir und ich schritt entschlossen und bereits umgezogen in meinem Wanderoutfit in Richtung Bahnhof.

Vor mir liegt ein roter Papierschnitzel mit den Worten "Rainy or Sunny?" auf dem Trottoir. Zu beschäftigt ging ich weiter. Doch meine Gedanken blieben bei dem Zettel, welcher auf dem noch feuchten Teerboden klebte, hängen. Sollte dies eine Anspielung auf meine bevorstehende Wanderung sein? "Rainy or Sunny?". Der Wetterbericht sagte ja nicht das Gelbe vom Ei voraus. Dies war auch der Grund weshalb ich meine Biwakausrüstung zu Hause liess und plante spontan in Gasthöfen zu übernachten.

Hey, dr Olli chunt!
Hey, dr Olli chunt!

Oder war der rote Schnipsel der an ein altes Zugbillet erinnerte evtl. eine Eintrittskarte für ein Theater? Oder aber ein Werbemittel für eine Kirche oder sogar Sekte? Es könnte auch eine Umfrage der Uni sein. Oder einfach ein Flyer von Weltverbesserern, welche auffordern die "Sunny side instead the rainy side" wahrzunehmen?

Ich weiss es nicht. Ach hätte ich den Zettel doch aufgenommen und umgedreht. Inzwischen bin ich am Bahnhof SBB eingetroffen. Eine halbe Stunde früher als der Zug fährt. Untypisch für mich aber gewollt! So sitze ich auf der Passerelle des Bahnhofs SBB und beobachte die Menschen und ihre Charaktere. Die Internationalität und die Kulturenvielfalt ist auch in Basel enorm (geworden). Die weltweite Mobilität ist Realität. Da bin ich mit meinem heutigen Reiseziel Innsbruck gerade noch moderat.

Wieso rauchen eigentlich so viele Leute? Lucky Luke hatte doch schon in den 80er Jahren die Zigarette gegen einen Grashalm getauscht…

Am Bahnhof von Zürich. Selfies sind "in". Man beachte: Trockener Rucksack, rasierte Backen, gekämmte Haare, sauberes Hemd…
Am Bahnhof von Zürich. Selfies sind "in". Man beachte: Trockener Rucksack, rasierte Backen, gekämmte Haare, sauberes Hemd…

Ich gönne mir ein Bier und Chips (OK, beides auch Suchtmittel) und beobachte die Menschen weiter. Dabei fällt mir, wieso auch immer, die Werbung von Always Ultra ein: "Es gibt 3,5 Milliarden Frauen auf unserem Planeten. Und keine ist wie die andere. Warum sollte es dann ihre Binde sein?". Das stimmt, doch genauso gut kann man im Gegenzug Personen bestimmten Gruppen zuordnen. Es ist schon faszinierend wie Tätigkeiten und Verhaltensmuster bei genauer Beobachtung des Menschen vorausgesagt werden können. Definitiv sehen die einen mehr "Sunny" und die anderen eher "Rainy" aus.

17:33 Uhr. Der Zug nach Zürich fährt los. Ich liebe die Schweizer Bundesbahnen, wenn sie pünktlich sind! Erste Klasse fahren ist Luxus und passt eigentlich nicht zu meiner Unternehmung. Doch Bequemlichkeit verbunden mit vertieften Recherchen bei der Ticketbeschaffung ergänzen sich in diesem Fall optimal. Würde ein Ticket zweiter Klasse für die Fahrt nach Innsbruck bei den SBB satte 64.- CHF kosten, so bezahlte ich bei der ÖBB für ein Billett erster Klasse gerade mal 59.- Euro! Wieso also nicht.

18:26 Uhr. Ich muss umsteigen. Das erste und das letzte Mal. Nun kann ich sitzen bleiben. Ein ganzes Zugabteil darf ich die nächsten vier Stunden mein Eigen nennen. Wieder geht mir der Papierschnitzel durch den Kopf. "Rainy or Sunny?" als Lebensphilosophie? Ein Thema also für meine bevorstehenden Wandertage?

Österreichs Staatswappen
Österreichs Staatswappen

Der Magen meldet sich, ich habe Hunger und packe mein Sandwich aus. Draussen vor dem grossen Zugfenster wechseln sich Sonne und Regen ab. "Rainy or Sunny" eine Bezeichnung für den Monat April? Doch das Wetter wandelte sich wenig später definitiv vom April ab. Dunkle Wolkenfetzen verdecken den Himmel, Regenschauer plätschert die nächsten Stunden unaufhaltsam an die Fensterscheibe und erinnert an die späten Novembertage.

Die Erfahrung rief in mir hervor, dass das Wetter meistens von Westen kommt. Wenn ich also mit dem Zug nach Osten – wie aktuell nach Innsbruck –, dann würde das Wetter mich in den nächsten Tagen einholen. Nicht gerade rosige oder besser gesagt sonnige Aussichten, doch in etwa deckungsgleich mit dem Wetterbericht für die nächsten Tage. Ich werde es schon noch in Erfahrung bringen.

Um 22:15 Uhr kam ich in Innsbruck an. Ein Zimmer hatte ich im Hotel Goldene Krone in der Nähe des Bahnhofes bereits vorgebucht. Auch hier klappte alles Bestens. Morgen würde die Wanderung losgehen.