Von Innsbruck nach Salzburg - Tag 2

Mittwoch, 26. Juli 2017

Jenbach – Brixlegg – Kundl – Wörgl (ca. 32 Kilometer)

Gar nicht so einfach den heutigen Tag festzuhalten, ohne gross ins Negative abzuschweifen. Als ich meine Wandernotizen verfasste, war ich bereits in Wörgl in der Pizzeria Don Peppe und die Welt sah wieder besser aus. Doch Stunden davor war sie es nicht…

OK, der Wetterbericht sagte Regen und Temperaturen um die 14 Grad Celsius voraus. Dies stimmte auch. Also keine positive Überraschung. Und ich war entsprechend vorbereitet. Als ich um 09:30 Uhr startete, wusste ich jedoch noch nicht, wie eintönig meine heutige Route aussehen würde. Nämlich stetig und stundenlang dem Inn entlang nach Wörgl folgend. Wäre das Wetter besser gewesen hätte ich vielleicht einen Umweg oder Abstecher über einen der Bergwanderwege in Erwägung gezogen, doch bei diesem – der Leser möge meine Ausdrucksweise entschuldigen – Sauwetter, hatte ich keinen Bock und wollte möglichst schnell Wörgl erreichen. Dort hatte ich während dem Frühstück übers Internet ein Zimmer im originell klingenden Hotel Wildschönauer Bahnhof reserviert.

Noch bin ich guter Dinge...
Noch bin ich guter Dinge...

An der Shell Tankstelle in Jenbach kaufte ich mir noch einen Maxi-Size Kaffee-to-go, welcher mich bis Rotholz bei Laune hielt. Dann war fertig lustig und ich musste mich innerlich motivieren. Denn die Umgebung half mir dabei nicht mehr. Das Zillertal verwehrte mir schöne Blicke auf die Alpenlandschaft, der Wasserpegelstand des Inn stieg bedrohlich hoch und überschwemmte Teile der Wanderwege und Uferpromenaden, der Regen prasselte nur so runter und vor mir waren 10 Kilometer schnurrgerader Weg direkt neben der Autobahn. Das meine ich auch so wie ich schreibe: Neben der Autobahn. Die ca. 7 Meter Abstand zum Pannenstreifen waren nicht mal durch eine Leitplanke oder Zaun abgegrenzt. Auf der einen Seite der tosende Inn, auf der anderen die polternden Lastwagen. Halleluja, was hatte ich mir da nur ausgesucht.

Die Aussicht der nächsten 10 Stunden...
Die Aussicht der nächsten 10 Stunden...

Vom Halleluja bis zum Pilgern um Busse zu tun war es nur ein kleiner Gedankensprung. Tatsächlich befand ich mich auf dem Tiroler Pilgerweg – jedoch in umgekehrter Richtung. Heute sah ich auch das erste Mal eine Pilgerwegmarkierung. Jedoch keine Pilger. Bestimmt suchten sie Unterschlupf in einer Kapelle und studierten die Bibel statt zu wandern.

Auch ich hatte meine Lektüre. Ich zog mir ein Hörspiel des Detektivs Maloney nach dem anderen rein. Dies funktionierte gut bis Rattenberg. Hier war Mittagspause angesagt und die Einsamkeit für die nächste Stunde vorbei. Denn das liebliche, im Mittelalterkleid daherkommende Städtchen war sehr touristisch. Ganze Reisebusse hielten hier für eine kurze Besichtigung. Doch ich war erst in der Mitte meiner heutigen Etappe und musste bald weiter um nicht zu spät in Wörgl anzukommen.

Nebeneinander vereint: Autobahn und Wanderweg
Nebeneinander vereint: Autobahn und Wanderweg

Der restliche Nachmittag vermag dem Vormittag nichts anzumerken. Ab und zu traf ich auf das Österreichische Bundesheer, welche das Schwemmholz aus den Flüssen entfernten, Abflüsse freiräumten und Sandsäcke schichteten. Das bedeutete dann immer Umwege für mich. Doch dies fand ich in Ordnung. Mann musste bei diesem Wetter ja auch nicht hier entlangspazieren.

In meinem Buch das ich auf der Wanderung dabei hatte, begann ich am Mittag ein neues Kapitel dessen Titel "Geh Deinen Weg und lass die Leute reden" lautete. Irgendwie passend. Denn hätte jemand mein Handeln mitverfolgt, wäre das schon der eine oder andere Schwatz wert gewesen. Doch ich war bis zum Vorort von Wörgl gänzlich alleine unterwegs.

Von dem Ortsschild bis zum Hotel verging nochmals eine gefühlte Stunde. Der Gasthof Wildschönauer Bahnhof (von wo auch immer der Name herkam, einen Bahnhof gab es hier weit und breit nicht), war ein traditioneller Gasthof. Ich schüttete erst mal zwei grosse Bier an der Bar hinunter und staunte auch hier wieder über die vielen Raucher im Lokal. Dann ging ich duschen, die Kleider waschen, die Schuhe mit Zeitungspapier ausstopfen und die ab heute täglich anstehende grösste Arbeit: das verarzten meiner Füsse. Denn in der Zwischenzeit hatten sich einige Blasen gebildet, die Haut war teilweise aufgerieben und die Füsse geschwollen.

Morgen wieder trocken?
Morgen wieder trocken?

Mit Flip-Flops humpelte ich schliesslich durch die nassen Strassen von Wörgl in die eingangs erwähnte Pizzeria Don Peppe. Hier musste gleich nochmals ein Frustbier her, bevor mir der –  vermutlich einfache und billige – Wein vorzüglich zu der bestellten Pizza schmeckte. Ich hoffte so bald Schlaf zu finden. Doch hier in der Pizzeria war an Ruhe nicht zu denken. Neben mir sassen zwei Italiener die ununterbrochen miteinander sprachen. Sie diskutierten unaufhörlich und ich fragte mich, ob die italienische Sprache so kompliziert ist, dass man so viel reden muss?

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