Flusswanderung Orisbach

Von der Quelle bis zur Mündung: Eine fünftägige Flusswanderung im und am Orisbach entlang, für kleine und grosse Abenteurer.

Startfoto der ersten Etappe. Noch war es kühl, doch die folgenden Tage würden wir im T-Shirt wandern können.
Startfoto der ersten Etappe. Noch war es kühl, doch die folgenden Tage würden wir im T-Shirt wandern können.

Flusswanderung Orisbach – 04. bis 08. April 2020

Wir befinden uns mitten in der Corona-Krise und grosse Outdoor-Heldentaten sollten tunlichst nicht erbracht werden. Ich könnte es mir nicht verzeihen bspw. wegen eines Beinbruchs auf einer Bergtour die Rettungskräfte aufzubieten, welche wegen dem Virus bereits alle Hände voll zu tun haben. Allein bei der Vorstellung in ein Spital zu müssen, läuft es mir kalt den Rücken runter.

Doch so ganz ohne Outdoor fühle ich mich auch nicht wohl. Schliesslich gibt es trotz dem Notstand kein Ausgangsverbot und die Kinder wollen auch unterhalten werden. Um Abenteuer zu finden muss man auch nicht weit weg, sie liegen so zu sagen vor der Haustüre, dies weiss ich seit ich selbst Kind war.

Der Weg des Orisbachs.
Der Weg des Orisbachs.

Mir kam das Projekt BIRS wieder in den Sinn, welches ich im Jahr 2012 bestritt. Damals wanderte ich von der Birsmündung zu deren Quelle und später mit einem selbst gebauten Kajak aus Petflaschen auf dem Wasserweg zurück. Immer wieder erzählte ich die Geschichte meinen Kindern. Nun war es an der Zeit, gemeinsam ein ähnliches Projekt anzugehen.

Kurz vor der Mündung des Orisbachs in die Ergolz.
Kurz vor der Mündung des Orisbachs in die Ergolz.

Es war das Wochenende vor Ostern 2020, Corona hatte uns fest im Griff, die Schulferien begannen gerade und ich sowie Tanja absolvierten die Arbeit wie so viele von zu Hause aus. Eine Herausforderung, welche mit den Kindern ganz und gar nicht einfach war. Einen halben Tag kümmerte sich Tanja, die andere Tageshälfte ich um die Kinder. An eigenverantwortliches Home-Learning und an "selbstständige Beschäftigung" unserer Nachkommen war nicht zu denken. Wir waren also gefordert.


Gelegen kam uns das grossartige, sonnige Wetter. In der Nacht fiel das Thermometer zwar immer unter den Gefrierpunkt, doch am Tag wurde es diese Tage bis zu 18 Grad warm, obwohl es erst anfangs April war. Doch das Wasser im Orisbach würde eiskalt sein….

Emilia und Luca waren bei dem Vorhaben gleich mit dabei und begeistert. Am Computer schauten wir uns die blauen Linien auf der Karte an. Da gab es auch grüne Flecken und rechteckige schwarze Kästchen. Seewen erkannten sie und auch Liestal entdeckte Emilia. Start und Ziel waren also klar.

Unsere Recherchen ergaben Folgendes: Der Orisbach ist ein circa zehn Kilometer langer Bach in den Kantonen Solothurn und Basel-Landschaft. Er entspringt im Grenzgebiet zwischen den beiden Kantonen im Tafeljura am Rande des Gempenplateaus und mündet in Liestal in die Ergolz (ca. 300 Höhenmeter Unterschied). 

Der Orisbach hat zwei Quellflüsse, den Dorfbach von Büren und den Ruestelbach. Während der Bürener Dorfbach weit oberhalb von Büren auf ca. 600 Meter entspringt, liegen die Quellen des Ruestelbaches im solothurnisch-baselbieterischen Grenzgebiet südöstlich von Büren.

Im Talboden ein Kilometer östlich von Büren fliessen die beiden Bäche zusammen. Ab diesem Zusammenfluss wird das Gewässer offiziell Orisbach genannt. Der Orisbach prägt das Oristal, dem er auch den Namen gab.

Samstag, 04. April 2020

Wir, Emilia, Luca und Olli, starten auf zum Abenteuer Orisbach. Die erste Etappe sollte nicht bei einer der Quellen beginnen, sondern wir wollten gleich hinein in den Bach steigen und losmarschieren. Unser heutiger Startort war somit der Ortsausgang von Büren (Pt. 431), wo wir mit selbst gesuchten Holzwanderstöcken, Gummistiefeln und robusten Klamotten ins Wasser traten. 

Eines der grösseren Probleme war, dass die Gummistiefel von Luca nicht allzu hoch waren, und er somit jeweils einen Weg suchen musste, welcher nicht tiefer als 30cm war. Doch dies kümmerte ihn nur am Anfang, danach und auch an den folgenden Wandertagen war ihm das egal und er lief mit Wasser in den Schuhen im Flussbett.

Noch benötigt Luca Hilfe. Die Überquerungen der nächsten Tage wird er jedoch alleine meistern können.
Noch benötigt Luca Hilfe. Die Überquerungen der nächsten Tage wird er jedoch alleine meistern können.

Doch es waren Emilias Schuhe, welche als erstes ihre Füsse nass werden liessen. Sie hatte sich extra die höheren Gummistiefel von Tanja ausgeliehen, um in tiefere Gewässer treten zu können. Doch leider hatten diese ein Loch….

Verstopfung aufgrund eines Erdrutsches.
Verstopfung aufgrund eines Erdrutsches.
Umgehung im steilen Gelände erfolgreich gemeistert :-)
Umgehung im steilen Gelände erfolgreich gemeistert :-)

Unsere verlässliche Transport- und Rückholfahrerin auf Pikett kam sogleich mit neuen Gummistiefeln heran, sodass wir die Flusswanderung weitermachen konnten. Bald erreichten wir unterhalb des Remschbergs den Zusammenfluss des Bürener Dorfbachs (welchem wir bisher gefolgt sind) und dem Rueschtelbachs. Hier wurde der Wasserweg interessant und wir befanden uns nun auch offiziell im Orisbach. Immer wieder galt es tiefe Wasserbecken seitlich zu umklettern. Glücklicherweise fiel niemand von uns hinein, denn es gab ganz schön tiefe Bassins, wo man im Sommer schöne Badewannen finden würde, um sich abzukühlen.

Immer wieder galt es knifflige Kletterpassagen...
Immer wieder galt es knifflige Kletterpassagen...
zu meistern.
zu meistern.

Aber auch durch Dickicht mussten wir uns kämpfen. Mit und ohne Stacheln kratzten die Büsche ganz schön an unseren Kleidern, Händen und Gesichtern. Auch mussten wir immer genau hinschauen, dass wir nicht versehentlich mit Brennnesseln in Kontakt kamen.

Spannend waren Kletterpassagen entlang festen Wurzeln. Dies und auch die Querung von steilem rutschigem Gelände gehörten zum Highlight dieser Etappe. So begingen Emilia und Luca selbstständig Traversen im 40 Grad steilen Schutt fünf Meter oberhalb des Wassers. Ich staunte nicht schlecht.

Wer ist besser getarnt? Die Flussbewohner....
Wer ist besser getarnt? Die Flussbewohner....

Nach der Eich- und Rimatt und den langgezogenen Rimatten entlang der Liestalerstrasse, erreichten wir langsam unser heutiges Etappenende. 

... oder die Emiila?
... oder die Emiila?

Zur Freude aller erspähten wir unterhalb des Naturschutzreservoirs noch eine Kröte und durchquerten den Tunnel unter der Kantonsstrasse. Auf der Verzweigungsstrasse nach Lupsingen beendeten wir schliesslich die Wanderung und Tanja lud uns auf (Pt. 394). Wir waren uns alle einig: das hat Spass gemacht und wird morgen weitergeführt.

Sonntag, 05. April 2020

Lucas Gummistiefel waren noch nass. Wir fuhren zum gestrigen Etappen-Endpunkt bei der Verzweigung der Liestalerstrasse Büren/Lupsingen, parkten das Auto und holten unsere Wanderstöcke aus dem Versteck. Gleich hinter dem Tunnelende stiegen wir ins Bachbett und ins kalte Wasser.

Obwohl es heute um einiges wärmer war als gestern, hatte das Wasser aufgrund des nächtlichen Frosts eine kühlende Wirkung auf den Gummi unserer Schuhe. Die Kinder schien dies nicht zu stören, obschon sie nach den ersten fünf Minuten wieder nasse Socken hatten.

Das Flussbett hinunter nach Stäg und Buechmatte war mühsam zu begehen. Aufgrund von Treibholz, welches Anstauungen verursachte und den umgefallenen Bäumen der vergangenen Winterstürme, waren viele Passagen nicht begehbar und wir mussten auf einer der Bachseiten ins Trockene ausweichen.

Mühe bereiteten uns auch wilde Rosenbüsche mit "riiiieeeesigen" Stacheln. Die machten schon beim Anschauen weh. Wirklich!


Doch die Kinder fanden immer wieder gefallen an Baumstämmen, welche quer über den Orisbach lagen, morsche Äste, auf welche man mit dem Wanderstock schlagen konnte oder einfach die Herausforderung wie sie Passagen meistern konnten, ohne auf eine Uferseite auszuweichen.

Bei den Orismatten konnten wir dank dem etwas breiteren Flusses "grosse Schiffe" die Stromschnellen runterfahren lassen, sogar ein kleiner Wasserfall über eine Stromschnelle war dort zu bewundern. Wie wenig es braucht, um Kinder glücklich zu machen.

Der Flussverlauf nach Stelli bis Orismüli war ganz schön verwachsen. Dornengewächse, Lianen, Treibholz, dichte Büsche und immer wieder tiefe Wasserstellen zwangen uns zum ausweichen. Kurz vor Orismüli machten wir erst mal eine Pause bevor es teilweise wandernd über die Ebermatt weiterging. 

Ab und zu versperrten uns dichte Gebüsche und Dornengewächse den Weg durch das Wasser.
Ab und zu versperrten uns dichte Gebüsche und Dornengewächse den Weg durch das Wasser.

Auf der Grossimatt haben wir das "Grossi" nicht angetroffen. Schliesslich hatte Grossi aufgrund Corona Ausgangsverbot. Doch wir nahmen nochmals all unser Kräfte zusammen, um Neunuglar über den Wasserweg zu erreichen. Denn dort befand sich das Restaurant Curry-Hus und unser heutiges Etappenziel.

Dies war auch gut so, den "die Luft war draussen". Zumindest für heute. Obwohl die Strecke auf der Kartenansicht kurz erscheint, das kurvenreiche Gehen im Wasser, durch Dickicht, über umgestürzte Bäume klettern, sich durch dichte Sträucher winden und über die querliegenden Bäume balancieren… das war anstrengend.

Füsse trocknen! Etappenende bei Neunuglar.
Füsse trocknen! Etappenende bei Neunuglar.

Mit der einen oder anderen "Kriegsverletzung" wie Dornen, Brennesselbrand oder Schürfungen holte uns Tanja schliesslich ab. Doch die Kinder wollten morgen bereits die nächste Etappe angehen. Indianer kennen keinen Schmerz – und wissen anscheinend auch nicht, wie man zu Hause den Rucksack ausräumt und die schmutzigen Kleider in die Wäsche räumt.

Montag, 06. April 2020

Es ist bereits späterer Nachmittag als wir in Neunuglar gegenüber des Restaurants Curry-Hus bei Pt. 361 das Auto abstellten. Noch vor dem Überqueren der Brücke nach Rütmatt steigen wir ins Bachbett ein. Unsere deponierten Wanderstöcke waren noch wie abgelegt in unserem Versteck. Ein kryptisches Schild am Strunk eines Baumes zeigte ein Fabelwesen aus Fisch, Otter und Frau, welches mit zwei roten Punkten zu jonglieren schien. Würden wir heute auf ein solch mystisches Wesen treffen?

Auf welches mystisches Fabelwesen wird auf dem Schild wohl hingewiesen?
Auf welches mystisches Fabelwesen wird auf dem Schild wohl hingewiesen?

Wir schritten wie gewohnt im Bachbett voran. Das Wetter war einmal mehr prächtig und wir mussten uns von den Jacken erleichtern, welche uns doch so guten Schutz vor den Dornen und vermutlich auch vor den Zecken boten. Doch nunmehr war es keine Frühlings- sondern eine Sommerwanderung.

Runterfallen verboten!
Runterfallen verboten!

Im Bachbett gab es wiederum viel zu entdecken. Doch was wirklich allen viel Spass machte, war das Überqueren von umgefallenen Baumstämmen, welche quer über das Bachbett lagen. Da konnte die Höhe schon mal über einen Meter betragen und das darunterliegende Wasserbecken versprach Nässe für den ganzen Körper!

Wasserwandern: So lieben wir das :-)
Wasserwandern: So lieben wir das :-)

Wir erreichten die Forellenzucht des Orishofs und staunten nicht schlecht über die vielen Wasserbecken, die es da anzutreffen gab. Einige wurden gerade abgelassen und gereinigt. Dies nicht unbedingt in unserem Sinne, denn der Wasserablass lies den Orisbach trüb werden und wir erkannten nicht mehr, wie tief die zu begehenden Stellen waren. Dafür konnten wir uns an den Forellen, einem Schwan und Fischreihern erfreuen.

Die Forellenzucht des Orishofs.
Die Forellenzucht des Orishofs.

Wenig später hatten wir wieder klare Sicht auf den Bachgrund, dafür nicht mehr auf die Umgebung. Die Natur hinter der hier beginnenden Industriezone ist derart wild, dass ein Durchkommen fast nicht mehr möglich war. Die Waldfassade versteckt Moore, viele Tümpel und kleine Seen auf einem weitläufigen Gebiet, das zu Fuss kaum begehbar ist.

Wir kämpfen uns durchs Dickicht....
Wir kämpfen uns durchs Dickicht....

Auf den Karten ist dieses Gebiet zwar nicht als Schutzzone ausgewiesen, doch bin ich mir sicher, dass dieser grüne Fleck sehr viel zum Erhalt der Artenvielfalt (Reptilien, Pflanzen, Insekten und Vögel) beiträgt. Ich war überwältigt, hier so ein wildes Gebiet anzutreffen. Und das Fabelwesen, lebt es vielleicht doch hier?

...und erreichen einen einsamen, unbekannten und wunderschönen Ort.
...und erreichen einen einsamen, unbekannten und wunderschönen Ort.

Emilia und Luca waren weniger beglückt sich durch das Dickicht zu schlagen. Vor allem Luca mit seiner Grösse hatte doch einiges zu bewältigen. Zurück im Bachbett folgte ein toller Abschnitt mit einigen Kletterpassagen dem Flussufer entlang.

Eine Traverse folgt der anderen.
Eine Traverse folgt der anderen.

Beim Industriegebiet Spinnlerstrasse traten wir dann aus dem Flussbett hinaus und beendeten unsere heutige, erlebnisreiche Etappe. Beim Oris-Grill fragten wir nach Glacé, doch es war noch nicht Sommer und die Eistruhe leer. Doch dafür schenkte der freundliche Mann des Imbiss-Wagens den Kindern eine Packung Chips. Für mich gab es ein Bier – schliesslich wollte auch ich mich erkenntlich zeigen und den aufgrund von Corona ohnehin schon zurückgegangenen Umsatz fördern.

Zum Schluss ist nochmals volle Konzentration beim Klettern angesagt.
Zum Schluss ist nochmals volle Konzentration beim Klettern angesagt.

Auf Tanja konnten wir uns verlassen. Nach dem Telefonanruf holte sie uns wenig später ab. Bis dahin konnten wir die verdienten Chips und das Bier in vollen Zügen geniessen.

Dienstag, 07. April 2020

Gleich nach meinem Corona verursachten Home-Office-Dienstag ging es wieder los. In der Zwischenzeit war das Wetter schon fast sommerlich geworden. Das Thermometer zeigte 23 Grad Celsius und der Himmel keine Wolken. Also, vor dem Losmarschieren Sonnencreme einstreichen obwohl es bereits späterer Nachmittag war!

Die Mühle beim Ortseingang von Büren.
Die Mühle beim Ortseingang von Büren.

Heute war ein besonderer Tag, denn wir würden nicht wie die Tage zuvor am vortägigen Ausgangspunkt starten, sondern zurück "zur Wurzel", in unserem Fall zur Quelle des Orisbachs kehren. Wir starteten bekanntlich vor vier Tagen in Büren, wo der Orisbach schon ein grösseres Rinnsal darstellt und nicht bei der eigentlichen Quelle. Denn ich wollte erst herausfinden, ob Emilia und Luca wirklich Freude daran finden, den ganzen Wasserweg zu entdecken.

Zu Hause erklärte ich den beiden erst einmal, dass es verschiedene Quellen gibt. Dann versuchte ich zu beantworten, was eine Quelle überhaupt ist. Und dann wieso es überhaupt Quellen gibt und weshalb Quelle wie Qualle klingt etc. Ganz schön knifflige Fragen, die ich damit beenden konnte, dass es – bei erfolgreicher Ankunft bei der Quelle – danach im Volg in Büren ein Glacé gibt.

Die Felder von Bünten.
Die Felder von Bünten.

Der Dorfplatz Büren war schnell erreicht. Mit dem Rucksack aufgeschnallt, schritten wir bergauf. Ich bin sehr bestrebt, dass die Kinder, wenn immer möglich ihren Proviant selbst tragen. Schliesslich bin ich kein Lastenkamel.

Vor dem westlichen Ortsausgang von Büren bewunderten wir noch die Mühle, welche zu ihrer besten Zeit vom Orisbach angetrieben wurde. Heute geschieht dies vermutlich nur noch bei Führungen.

Geissen auf der Buechmatt.
Geissen auf der Buechmatt.

Nach dem Überqueren der Seewenstrasse waren wir wieder im Element des Wasser-Weg-Wanderns. Doch das Bachbett war schmal. Gerade mal zwei, maximal vier Gummistiefel hatten nebeneinander Platz. Vorbei an Pt. 473 folgten wir fortan dem lieblichen Bächlein.

Bald erreichten wir das Reservoir bei Buechmatt, wo zahlreiche futuristische Dolendeckel in die Höhe ragten. Erklär mal einem Kind, was das ist, wieso es das gibt, wieso es so viele gibt und wieso diese abgeschlossen sind und wir nicht runtersteigen können.

Beim Reservoir bei Buechmatt.
Beim Reservoir bei Buechmatt.

Wir folgten weiter dem Bächlein und es wurde immer steiler. Und dann noch steiler. Am Schluss war gehen ohne Wanderstock kaum mehr möglich. Richtig cool – so einen Abenteuerausflug hatte ich heute nicht erwartet. Und den Kids hat es sogar Spass gemacht! Wir erklommen innerhalb von 200 Distanzmetern volle 100 Höhenmeter – dies ist eine durchschnittliche Steigung von soliden 25%. Es ist doch erstaunlich, was die "nature next door" so alles bietet.

Hier wurde es richtig Steil.
Hier wurde es richtig Steil.
Manchmal war Springen angesagt!
Manchmal war Springen angesagt!

Ich war mächtig stolz auf die beiden, als wir schliesslich durch Dornenbüsche kämpfend tatsächlich die Hauptquelle erreichten. Links und rechts des Bächleins wuchsen Farngebüsche, was mich wiederum an meine Urwaldwanderzeit in Malaysia erinnern liess. Und das in Büren…. doch da soll es ja auch Affen geben – zumindest sagen das so manche Seebner….


Sichtlich erstaunt, dass das Wasser aus "dem Boden" kommt, posierten Emilia und Luca für das "Quellen Foto". Danach war erst mal eine Verpflegungspause angesagt. Zurück in Downtown Büren löste ich mein Versprechen ein und jeder durfte sich eine Glacè aussuchen (vermutlich vom letzten Sommer). Doch es war heute so warm, dass es auch ein Sommertag hätte sein können. 

Die Quelle des Orisbachs im Steilhang ist gefunden!
Die Quelle des Orisbachs im Steilhang ist gefunden!

Das zweite Quellbächlein oberhalb Bürens, welches ebenfalls in den Orisbach läuft, war übrigens ausgetrocknet. Evtl. eine saisonale Situation, oder die Quelle ist versiegelt/umgeleitet.

Mittwoch, 08. April 2020

Heute stand sie an, die letzte Etappe unserer Orisbach-Flusswanderung. Ich war schon gespannt, was die heutige Strecke wieder bieten mochte. Denn jeder Tag hatte bisher etwas Unerwartetes hervorgebracht. So auch heute.

Doch erst einmal starteten wir gegenüber der Kindertagesklinik kurz vor dem Zentrum von Liestal ins Flussbeet…. Um einige Meter später gleich wieder auf den Wanderweg zurückzukehren. Zu viele Dornen versperrten den Flussweg und meistens genau da, wo es lichtes Wasser war und man hätte durchgehen können.

Langsam normalisierte sich die Situation und wir konnten uns im Wasser fortbewegen. Natürlich waren die Gummistiefel längst voller Wasser. Ungeschlagener Rekordhalter war Luca mit <= 5 Minuten. Doch seine Gummistiefel waren auch nicht wirklich hoch und die Temperaturen an diesem Spätnachmittag im April auf rekordverdächtigen 23 Grad Celsius.

Nachdem wir gestern der Orisbach-Quelle einen Besuch abgestattet hatten, war heute die Mündung in die Ergolz das gesetzte Ziel. Der Bachverlauf verlief sehr ansprechend, immer mit einem grünen Streifen umrandet in die Agglomeration von Liestal hinein. Fast durchgehend war auf einer Seite ein Fussweg vorhanden, auf welchem dem Wetter entsprechend viele Leute in dem obligaten zwei Meter Corona-Abstand unterwegs waren.

Kleine haben nicht nur Nachteile...
Kleine haben nicht nur Nachteile...

Uns interessierte dies nicht. Glücklich alleine dem Wasserweg folgen zu können, erreichten wir langsam den Stadtrand. Hier trennten wir uns vom Bach, überquerten die Bahnlinie und trafen auf Höhe des Park-/Spielplatzes wieder auf den Orisbach.

Von hier führte ein Betonflussbett weiter. Zu unserem Erstaunen und Freude, war dieses so angelegt, dass man bei normalem Wasserstand unbeschwert daneben herbeigehen konnte, weil die Bachmitte einiges tiefer ausgebaut war.

In Liestal beim Spiel- und Parkplatz.
In Liestal beim Spiel- und Parkplatz.

Wir kamen somit unbeschwert voran: beim Amigo-Imbiss, der Farnsburg, beim Bieder Hans und natürlich durch die zahlreichen Strassenbrücken der Kantonshauptstadt. Doch eines viel uns auf: die Wasserqualität war visuell und auch geschmacklich um Welten schlechter als noch zwei Kilometer vorher. Hier gelangt definitiv dreckiges Wasser und Unmengen von Abfall in das Wasser. Da braucht man kein Gutachten, es ist einfach eine Schweinerei!

Neben dem Ölfilm sind vor allem die vielen PET-Flaschen und Bierdosen auffällig. Für die Kinder waren es Schiffe die rauschend schnell den Bach runter schwammen, doch im Ernst: muss das sein? Zu Denken gaben mir auch die zahlreichen elegant entsorgten Flaschen harter Spirituosen. Rum, Gin, Whiskey, Wodka, Brandy, Cognac etc…. die Gesellschaft scheint ein Alkoholproblem zu haben.

Noch ein letzter Satz zu dem vorliegenden Umwelt- und Abfallproblem. Bei der Mündung in die Ergolz war kein Netz und kein Rechen installiert. Sämtliche Abfälle wie Chipstüten, Redbull-Dosen und Döner-Papiere gelangten ungefiltert in die Ergolz! Trotz alledem verzeichnet das Amt für Umweltschutz und Energie Veterinär-, Jagd- und Fischereiwesen in ihren biologischen Untersuchungen von 2007 und andere Institute, dass die Wasserqualität des Orisbaches sehr gut sei. Der Bach sei auch nicht mit Schwermetallen belastet.

Schöne Ecken in versteckten Lagen.
Schöne Ecken in versteckten Lagen.
Am Ziel: Hier ist die Mündung in die Ergolz.
Am Ziel: Hier ist die Mündung in die Ergolz.

Doch zurück zum schönen Teil der Geschichte, welcher diese kurze Anekdote bei weitem mit Positivem überdeckt: Wir erreichten die Mündung des Orisbachs in die Ergolz. Wir hatten es geschafft, indem wir fast ausschliesslich dem anstrengenden Weg im Wasser folgten.

Luca war von der Ergolz ein wenig enttäuscht. Sie hätte in seiner Vorstellung so breit sein sollen wie der Rhein. Doch sonst war die Wanderung cool – trotz den nassen Füssen. Für Emilia waren die Streckenabschnitte eher nachvollziehbar und sie wusste, was sie am "Ziel" zu erwarten hatte. Morgen würde Ihre Deutschaufgabe sein, einen Aufsatz über die Wandertage zu schreiben.

Blick zurück zur letzten Wasserschnelle des Orisbachs, bevor dieser in die Ergolz mündet.
Blick zurück zur letzten Wasserschnelle des Orisbachs, bevor dieser in die Ergolz mündet.

Doch vordergründig war nun etwas anderes wichtig. Ich hatte versprochen, wenn wir die Strecke erfolgreich meistern, es an der Avia-Tankstelle in Liestal für alle ein Glacé gibt. Und dies wurde nun eingefordert. Also, los zum Eis essen. Wir haben es uns verdient!

Aufsatz von Emilia

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