Von Salzburg nach Wien

Nach so viel Pilger-Zitaten des gestrigen Abends stellte ich mich heute Morgen auf etwas Moderneres ein. Rapp und Reggae: da sind auch oft Zitate und Lebensweisheiten in den Texten enthalten. 

Auf die Band Ohrbooten aus Berlin kam ich zufällig aufgrund einer Empfehlung von Spotify. Es passte perfekt zu meinem Vorhaben, wenn auch einzelne Songtexte ein wenig angepasst werden müssen. Dem grossartigen Sinn des Textes schmälert es jedoch keinesfalls:

„Denn das Leben ist wie eine grosse Autobahn,

lass uns nicht lange überlegen, sondern losfahren;

Wohin is egal und wo lang wern ma sehen, es wird immer weitergehen“

Mit “egal” ist in meinem Falle natürlich Wien gemeint und mit Autobahn mein Weg zum Ziel, denn es gibt von St. Annaberg wirklich viele Möglichkeiten weiterzugehen. Aufgrund des Wetters änderte ich meine Route. Es hatte die ganze Nacht geregnet und das Thermometer zeigte gerade mal noch 12 Grad Celsius an. Verglichen mit Gestern sind das 20 Grad unterschied. Einfach verrückt!

Um 07:30 Uhr zog ich los auf dem Arthur-Krupp-Denkmalweg in Richtung Ulreichsberg. Nach dem Fluss Walsterursprung wanderte ich entlang dem Rottenbach (was für ein schrecklicher Name) bis nach Ulreichsberg, wo ich ostwärts in Richtung Traisenberg abbog. Ich folgte fortan dem Wanderweg entlang der Unrechttraisen bis ich, nach einer anstrengenden Wanderung, gegen Mittag den Ort St. Aegyd am Neuwalde erreichte. Auf dem ganzen Weg dahin nieselte und regnete es. Ich war komplett durchnässt und meine Schuhe quietschen mit jedem Schritt.

Mein Antrieb und Motivation waren, dass ich dort etwas Warmes zu Mittag essen kann, bevor ich den zweiten Tagesabschnitt zum heutigen Zielort Rohr im Gebirge in Angriff nehme. Im Landgasthof zum Blumentritt wurde ich fündig. Es war mit Abstand das beste Restaurant, in welchem ich auf meiner Reise eingekehrt bin.

Um 13:00 Uhr ging die Wanderung weiter. Der Nieselregen hatte immer noch nicht aufgehört und es war grausig zum Wandern. Zum Glück bog ich bald in das Seebachtal ab, ein wunderschöner Flecken Land, welcher etwas versteckt in einer Mulde umgeben von Wäldern liegt. Das hob meine Laune und ich schritt entspannter in Richtung Osten.

Und dann machte ich es wieder: ich nahm eine Abkürzung vom regulären Wanderweg, um Zeit zu sparen. Doch dieses Mal ging es gewaltig in die Hose! Mein GPS Signal war zu ungenau und so kam es, dass ich am falschen Ort abbog. Die Konsequenz war, dass ich schlussendlich auf dem Gipfel des Rosskopfs auf 1‘300 Meter stand, weit weg vom eigentlich gewünschten Ziel. Ich musste wieder auf 750 Höhenmeter absteigen und verlor mit meiner gutangedachten Abkürzung mindestens eine Stunde. Besonders ärgerlich war, dass dies gerade heute passieren musste, wo sowieso schon eine der längsten Tagesetappen anstand.

Wütend ging es schliesslich im Eilzugs- bzw. Wandertempo auf dem Wiener Wahlfahrerweg in Richtung Rohr im Gebirge. Meine Füsse schmerzten und der Weg zog sich endlos in die Länge. Ich wusste bereits unterwegs, dass der lange Weg zu viel für meine Füsse ist und eine Überlastung darstellte. Als ich dann im Hotel ankam und die Wanderschuhe auszog war klar, dass es ein paar Blasen mehr gegeben hatte.