Die Bodenseeumrundung

Mit der ganzen Familie auf Fahrrädern in 5 Tagen um den Bodensee.

Zwei Erwachsene, zwei Kinder, zwei Fahrräder, zwei Anhänger - TELO gehen rund um den Bodensee
Zwei Erwachsene, zwei Kinder, zwei Fahrräder, zwei Anhänger - TELO gehen rund um den Bodensee

Etappe 1 - Freitag, 06. Juni 2014

Konstanz – Wallhausen – Liggeringen – Bodman – Ludwigshafen – Sipplingen (36 km)

Endlich war es soweit! Die Fahrradhelme lagen bereit, die Taschen für vier Personen waren gepackt und die sexy Fahrradhosen schmiegten sich eng um die Hüften.

Bereits im Jahre 2007, also vor sieben Jahren, umrundeten wir den Untersee. Seither wollten wir stets auch um den Bodensee radeln, haben es aber von Jahr zu Jahr hinausgeschoben. Und dann dachten wir, dass das auch eine tolle Tour mit Kindern sein könnte und warteten erst einmal Lucas Geburt ab. Doch jetzt war es soweit! Luca war gross genug, so dass er gut sitzen konnte und Emilia die grosse Schwester, die auf ihren kleinen Bruder im Anhänger, aufpassen konnte. Nur noch einer konnte uns einen Strich durch die Rechnung machen – der Wettergott! Aber der meinte es gut mit uns, viel zu gut!

Los geht es in Konstanz
Los geht es in Konstanz

Es ging los! Bereits um 9:00 Uhr morgens stieg das Thermometer auf 25˚ Grad. Frühstück gab es schnell beim Bäcker unterwegs und dann düsten wir Richtung Konstanz (ca. 165 km). Während Olli den Bus parkierte, nahm Tanja mit den Kindern beim Kultur-Rädle in Konstanz die Fahrräder mit Anhänger entgegen. Diese sowie alle Unterkünfte buchten wir bereits einige Wochen im Voraus, denn wir würden am Pfingstwochenende unterwegs sein. Unsere Trekking-Räder nahmen wir für fünf Tage entgegen (Kosten insgesamt für jeweils ein Damen- und Herrenrad sowie zwei Anhänger: 144.00 €). In einem Anhänger sollten die Kinder sitzen und im zweiten Anhänger würden wir das Gepäck befördern.

Spass im Anhänger!
Spass im Anhänger!

Gepäck richtig verstaut, die Kinder im Anhänger angeschnallt und schon fuhren wir durch den dichten Stadtverkehr stadtauswärts Richtung See. Unsere erste Etappe war – laut Beschreibung – die anstrengendste der ganzen Tour. Es ging von Konstanz über Wallhausen, Liggeringen, Bodman und Ludwigshafen nach Sipplingen. Nach Liggeringen verlässt man die Höhen des Bodanrückens wieder und durchfährt ab Bodman das Ried der Stockacher Aach bis Ludwigshafen. Es waren gerade einmal 36 km für die ganze Strecke und trotzdem rechneten wir an Fahrzeit mit Pausen und Stopps ca. 6 Stunden ein. Gut, dass wir so grosszügig gerechnet hatten, denn die Minuten und Stunden verflogen wie nichts. Es ist schon ein ganz anderes und viel langsameres Radfahren, wenn man noch ca. 30 kg hinter sich herziehen muss.

Die Velowege führen durch schöne Baumalleen
Die Velowege führen durch schöne Baumalleen

Wir entschieden uns dennoch für die anstrengende Variante – also die per Velo und ohne die Fährpassage von Wallhausen nach Überlingen. Besagt doch der Reiseführer, dass es sich bei dieser Strecke um eine landschaftlich und kulturell sehr schöne Panoramastrecke mit Blicken auf die östliche Seeseite handelt. Allerdings musste man den anstrengenden Weg über den fast 700 Meter hohen Bergrücken (ca. 130 Höhenmeter) nach Bodman-Ludwigshafen bezwingen. An diesem Tag ging es weniger am See entlang, sondern vor allem durch kleine und verträumte Orte, wunderschöne Landschaften und vorbei an Obstplantagen, wo man die frisch geernteten Früchte probieren und kaufen konnte.

Bereits nach zwei Stunden legten wir eine Mittagspause ein und liessen uns den ersten frischen Bodenseefisch schmecken. Danach waren wir gestärkt und konnten den beschwerlicheren Teil angehen. Nach einigen steilen Passagen und Höhenmetern kroch uns der Schweiss nur so aus den Poren und unsere Köpfe färbten sich rot. Es war eine extreme Anstrengung bergauf zu radeln, wenn hinten der Anhänger nach unten zog. Wir mussten eine Pause einlegen. Windeln wechseln und trinken. Emilia hingegen riss sich die Kleider vom Leid und hüpfte vergnügt und ungeniert in den Dorfbrunnen, an dem wir uns ebenfalls erfrischten. Danach ging es weiter bergauf und wir sangen: „Hüa ho alter Esel hüa ho, geht’s bergab sind wir alle beide froh, aber geht es dann bergauf, hört die gute Laune auf, hüa ho alter Esel hüa ho.“

Erfrischung im Dorfbrunnen
Erfrischung im Dorfbrunnen

Nachdem wir nochmals eine Stunde geradelt und Höhenmeter um Höhenmeter hinter uns gelassen haben, dann die ersehnte Bergab-Fahrt. Ziemlich steil und schnell ging es durch den Wald hinunter Richtung Bodman. Der Wind flatterte uns um die Ohren und die Kinder im Anhänger schrien vor Freude über diese willkommene Abkühlung. So machten wir in null Komma nichts mehrere Kilometer bis zum Endziel gut. Der Rest des Weges ging vor allem flach und gemütlich wieder in der Nähe des Bodensees entlang. Nach den Anstrengungen des ersten Tages wurden wir mit einem schönen Hotel (Hotel Krone) mit Seeblick belohnt. Am Abend konnten wir im dazugehörigen Kronerestaurant direkt am Bodensee bei Sonnenuntergang unseren ersten Aperol Spritz geniessen.

Relaxen am Strand nach der anstrengenden Tagesetappe.
Relaxen am Strand nach der anstrengenden Tagesetappe.

Weitere Fotos vom Freitag, 06. Juni 2014

Etappe 2 - Samstag, 07. Juni 2014

Sipplingen – Überlingen – Uhldingen – Meersburg – Friedrichshafen (40 km, davon ca. 20 km mit dem Schiff von Überlingen nach Friedrichshafen)

Immer schön dem Wasser nach
Immer schön dem Wasser nach

Die zweite Etappe würde heute etwas gemütlicher ausfallen, da es fast nur geradeaus ging. Die Ostseite des Bodensees ist recht eben und daher sehr angenehm zu fahren. Wir hatten also keine Eile beim Frühstück, marschierten noch kurz durch den kleinen Ort Sipplingen und stiegen dann wieder auf unsere Räder. Luca war total aufgeregt und jubelte richtig als wir ihn im Anhänger festschnallten und auch Emilia fühlte sich ganz toll, da sie ja das Sagen hinten im Hänger hatte. Sie kümmerte sich toll um Luca, gab ihm zu trinken, hielt ihm die Hand und streichelte ihn bevor er einschlief.

Sind sie nicht lieb, wenn sie schlafen?
Sind sie nicht lieb, wenn sie schlafen?

Wir strampelten los in Richtung Überlingen (6,5 km). Ein Stopp dort musste sein, denn Überlingen erinnert an eine gotische Stadt mit Mittelmeerflair. In der schönen Altstadt genehmigten wir uns einen Kaffee/Eiskaffee und fuhren dann weiter nach Uhldingen bzw. Unteruhldingen zum Pfahlbaumuseum (12 km). Dort parkierten wir die Fahrräder, nahmen alle Wertsachen in den Rucksack und meldeten uns für eine Tour an. Wunderschön gelegen bietet das Pfahlbaumuseum einen Einblick in das beschwerliche Leben während der Stein- und Bronzezeit (4000 bis 850 v. Chr.). Mit einer imposanten Multivisionsshow stiegen wir in diese andere Welt ein und besuchten dann verschiedene Häuser, wo wir erleben konnten, wie die Menschen damals lebten und arbeiteten.

Wallfahrtskirche Basilika Birnau
Wallfahrtskirche Basilika Birnau

Nach der Tour gingen wir zu unseren Rädern und wollten weiterfahren. Es war bereits Mittag und die Sonne brannte hellgelb strahlend vom Himmel herunter. Das Strandbad mit Restaurant und Spielplatz gleich neben dem Freilichtmuseum lachte uns an. Wir beschlossen, im Restaurant zu Mittag zu essen und dann im Schatten sowie im kühlen Nass ein bisschen zu verweilen. Aus dem Bisschen wurden schnell drei Stunden. Bis Friedrichshafen, unserem nächsten Ziel, hatten wir aber noch mindestens 20 km. Wir entschlossen uns, den Tag gemütlich zu nehmen und die restlichen Kilometer per Fähre via Meersburg zu fahren. Die Überfahrt für vier Personen, zwei Fahrräder mit Anhänger war gar nicht so billig, brachte uns aber schneller und bequemer ans nächste Ziel.

Im Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen
Im Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen

Angekommen in Friedrichshafen mussten wir nochmals einige Kilometer vom Hafen bis zu unserem Hotel (Hotel Schlossgarten) zurücklegen ehe wir eine kühlende Dusche geniessen konnten. Am Abend fuhren wir dann in die Innenstadt und liessen den Tag dort ausklingen. Luca hatte an diesem Tag kein Babybettchen, schlummerte aber seelenruhig auf dem von uns gebauten Bett am Boden.

Weitere Fotos vom Samstag, 07. Juni 2014

Etappe 3 - Sonntag, 08. Juni 2014

Friedrichshafen – Langenargen – Wasserburg – Lindau – Bregenz (32 km)

Wir erreichen die Grenze zu Österreich.
Wir erreichen die Grenze zu Österreich.

Der heutige Tag führte uns zuerst durch Langenargen, wo das Vorbild der berühmten Golden Gate Bridge in San Francisco zu bewundern ist. Anschliessend radelten wir durch ausgedehnte Obstplantagen nach Lindau, deren unter Ensembleschutz stehende Altstadt auf einer Insel liegt. Nach wenigen Kilometern erreicht man von Lindau aus österreichischen Boden. Dort radelt man direkt am See entlang in die Festspielstadt Bregenz mit ihrer einmaligen Seebühne. Diese Strecke war mit Abstand die schönste der ganzen Tour. Wir passierten Städte wie Lindau und Bregenz und es ging fast immer am See entlang, oder man hatte zumindest stets einen phantastischen Blick auf den See.

Brotzeit im Schatten.
Brotzeit im Schatten.

Es wurde von Tag zu Tag immer heisser. Heute hatten wir um die 37˚ Grad. Trotzdem kamen wir zügig voran, da die Strecke sehr flach war und wir meist direkt am See entlang radelten. So waren wir bereits am Nachmittag in unserer Jugendherberge in Bregenz – Hard (ca. 3 km von Bregenz entfernt). Praktisch und sauber und vom Preis her die günstigste Übernachtung während der Tour (87 € für vier Personen inkl. Zustell- und Babybett sowie Frühstück). Schnell auspacken und frisch machen und dann nichts wie ab an den Strand. Das Abendessen liessen wir uns im Restaurant gleich neben der Jugendherberge schmecken und fielen anschliessend ziemlich schnell ins Bett.

Entlang dem Kaiserstrand. Einer der schönsten Streckenabschnitte.
Entlang dem Kaiserstrand. Einer der schönsten Streckenabschnitte.

Weitere Fotos vom Sonntag, 08. Juni 2014

Etappe 4 - Montag, 09. Juni 2014

Bregenz – Rorschach – Horn – Arbon (37 km)

Nach dem einfachen Herbergs-Frühstück und mit schmerzendem Hintern – die ersten Tage hatten ihre Spuren hinterlassen – ging es weiter in Richtung Schweiz. Bei Hard überquerten wir den von den Schweizer Alpen kommenden Rhein und verliessen somit Österreich mit dem wohl schönsten Teilabschnitt des Bodensse-Radweges. Vorbei an der Hundertwasser-Halle in Altenrhein (Schweiz), das letzte Bauwerk des bekannten Künstlers, fuhren wir über Staad am Seeufer entlang zur alten St. Gallischen Hafenstadt Rorschach. Dort legten wir bei einem Volksfest einen Stopp ein. Windel wechseln, füttern, trinken und relaxen.

Durchwegs gute Laune!
Durchwegs gute Laune!

Emilia und Luca hingegen waren beide topfit. Emilia wollte unbedingt Karussell fahren und Luca umherkrabbeln, während wir viel lieber im Schatten ausgeruht hätten. Aber nichts da! Das war für uns das härteste an der ganzen Tour. Zu den Pausen wollten wir Ruhe und Entspannung und die Kinder Action. Hatten sie doch ihre Entspannung während den ganzen Fahrten. Die weitere Fahrt via Horn nach Arbon und Frasnacht war hart, richtig hart! Die Temperaturen stiegen heute auf knapp 40˚ Grad und dann fuhren wir auch noch an unserem Strohhotel in Frasnacht vorbei.

Fünf Kilometer weiter haben wir es endlich gemerkt und dann wieder fünf Kilometer zurück. Endlich angekommen bezogen wir unser eigenes kleines Häuschen, machten uns frisch und richteten für Luca eine Schlafgelegenheit ein, da es für ihn hier kein Babybett gab. Danach radelten wir ins nahe gelege Strandbad, assen dort zu Abend und verbrachten den Rest des Tages bevor es nach Hause ins Bett ging.

Entspannen am See.
Entspannen am See.

Da wir auf einem Bauernhof übernachteten, war die Nacht diesmal nicht so ruhig. Nicht wegen der Kühe, sondern wegen der Mücken, die uns ganz schön zu schaffen machten.

Weitere Fotos vom Montag, 09. Juni 2014

Etappe 5 - Dienstag, 10. Juni 2014

Arbon – Egnach – Romanshorn – Landschlacht/Münsterlingen – Bottighofen - Kreuzlingen – Konstanz (30 km)

Der letzte Tag auf dem Bodensee-Radweg gehörte dem Kanton Thurgau, wegen seines bedeutenden Apfelanbaus und seiner aus Schweizer Sicht abgeschiedenen Lage auch liebevoll „Mostindien“ genannt. Durch gepflegte kleine Dörfer radelten wir am Seeufer zurück nach Konstanz.

Vor unserem Haus in Frasnacht, welches wir ganz für uns alleine hatten.
Vor unserem Haus in Frasnacht, welches wir ganz für uns alleine hatten.

An diesem Tag hatten wir ein kleines Malheur. Zum einen sind uns am Morgen schon die Windeln ausgegangen und weit und breit gab es keine Möglichkeit, Windeln zu kaufen. Also musste Luca heute Damenbinden tragen. Dass er ausgerechnet um die Mittagszeit einen heftigen Durchfall erlitt, war so nicht geplant. Zum Glück fanden wir schnell ein Restaurant, wo Tanja mit Luca ins Bad stürzte, um ihn zu waschen und die Kleider zu wechseln, während Olli mit Emilia den – Entschuldigung „voll-gekackten“ - Radanhänger reinigt und desinfizierte. Nachdem der erste Stress vorbei war, gönnten wir uns ein kleines Mittagessen im Restaurant und radelten anschliessend weiter.

Lauschige Orte laden zum verweilen ein. Doch wir müssen weiter.
Lauschige Orte laden zum verweilen ein. Doch wir müssen weiter.

Es ging zackig voran oder radelten wir nur so schnell, weil wir Angst hatten, dass Luca nochmals vom Durchfall heimgesucht wird? Nachdem wir ein Strandbad nach dem anderen passierten, stieg in uns der Wunsch, endlich ans Ziel zu gelangen, damit noch genug Zeit für einen schönen Nachmittag blieb. Bald schon fuhren wir durch Kreuzlingen und ehe wir schauten passierten wir die Grenze nach Konstanz. Dort radelten wir geradewegs zum nächsten Drogeriemarkt, um eine Packung Windeln zu kaufen und um die Damenbinden gegen echte Windeln auszutauschen. Geschafft!

Manchmal war ganz schön eine Sauerei im Anhänger!
Manchmal war ganz schön eine Sauerei im Anhänger!

Danach machten wir uns daran ein Strandbad zu suchen. Leider aber gab es dies in unmittelbarer Nähe von Konstanz nicht. Wir hätten weiter aus der Stadt radeln müssen und das wollten wir nicht. Mensch, hätten wir doch bloss irgendwo vorher angehalten. Also, radelten wir in einen nahe gelegenen Park direkt am See, Decke ausbreiten und im See abkühlen. Auch hier galt es wieder die Kinder zu beschäftigen und nicht auszuruhen. Wenig später gaben wir die Räder und Anhänger im nahegelegenen Kultur-Rädle wieder zurück und traten die Heimreise Richtung Seewen an.

Weitere Fotos vom Dienstag, 10. Juni 2014

Fazit

Eine Bodenseeumrundung mit dem Rad können wir nur empfehlen. Wenn man es jedoch gemütlich angehen will, dann sollte man die Tour ohne Kinder machen. Auch die Variante mit Kind(er) ist interessant, denn es gibt eine ganze Menge unterwegs für Kinder. Unsere Kinder jammerten zu keiner Zeit, wenn sie wieder zurück in den Anhänger mussten. Im Gegenteil, sie genossen das Rütteln, den kühlen Fahrtwind, die vorbeiziehenden Landschaften und Tiere, die Zeit mit Mami und Papi und vieles mehr. Allerdings sollten die Kinder schon grösser sein, etwa im Alter von Emilia (4) oder evtl. schon selbst mit dem Rad fahren können. Dann sind nämlich auch die Ruhepausen unterwegs für die Eltern entspannter und ruhiger.