Finale Ligure

Frühlingstage im Klettermekka am ligurischen Mittelmeer.

Die Dudes bei den Tre Frati.
Die Dudes bei den Tre Frati.

Donnerstag, 6. April 2017

Gleich nach der Arbeit fuhren wir mit dem Auto los in die verdienten Kurzkletterferien. Doch leider holte uns die Arbeit kurz vor dem Gotthard auf dem Weg nach Italien wieder ein. Eine grosse Störung der IT-Systeme lies Dominik schliesslich bis zu unserem Tagesziel Savona telefonierend vor dem Notebook auf dem Beifahrersitz Platz nehmen.

Die Anreise verlief problemlos. Bei sehr wenig Verkehr und einigen Pausen erreichten wir um Mitternacht das bereits vorgebuchte Hotel Idea im Stadtzentrum. Auch Dominiks IT-Störung war bis dahin zum grössten Teil behoben. Nach einem Bierchen konnten wir uns nun auf die kommenden Tage freuen.

Vor unserem Zimmer im La Selva.
Vor unserem Zimmer im La Selva.

Freitag, 7. April 2017

Von Savona nach Finale war es nur noch eine kurze Fahrt. Wir fuhren auf der Küstenstrasse über Spotorno, Noli, Varigotti bis zum Hafen von Finale und schliesslich hoch in den Bezirk Selva, wo wir ein Zimmer im Agroturismo La Selva gebucht hatten.

Die ehemaligen Ställe wurden zu Zimmern umfunktioniert und boten einfache Übernachtungsmöglichkeiten. Umgeben von Orangen, Zitronen, Oliven und Feigenbäumen verfügte dieses grosse Anwesen über eine prachtvolle Aussicht auf das Meer. Dank der Südhanglage war es hier bereits um diese Jahreszeit angenehm warm.


Nach einer kurzen Begrüssung durch die Besitzerin Barbara, deponierten wir unsere Reisetaschen im Zimmer und zogen mit unserer Kletterausrüstung los. Aufgrund der leider vielen Autoeinbrüche in dieser Region war es uns wichtig, nichts im Auto liegen zu haben. "Wo man sieht, dass nichts drin ist, wird vermutlich auch nicht eingebrochen" war unsere Devise.

Die ganze Gegend rund um Finale war das reinste Kletter- und Mountainbiker-Mekka. Bei den vielen Kletterfelsen viel es schwer, uns überhaupt für eine Region zu entscheiden, geschweige denn einen Sektor. Daher hatten wir bereits zu Hause begonnen, die Auswahl einzugrenzen. Faktoren, die wir berücksichtigt hatten, waren: Schwierigkeitsgrad, Bewertung des Gebietes durch den Kletterführer, geografische Ausrichtung des Felsen und die Absicherung.

Dominik in der zweitletzten Seillänge (alle Exen waren bereits aufgebraucht :-).
Dominik in der zweitletzten Seillänge (alle Exen waren bereits aufgebraucht :-).

Heute entschieden wir uns für das Klettergebiet Bric Pianarella Paretone, wo wir die Mehrseillängenroute Via Lunga mit der Variante die Sinistra kletterten. Wir wollten am ersten Tag easy anfangen, um uns an den Felsen zu gewöhnen.

In der letzten Seillänge (beide Fotos).
In der letzten Seillänge (beide Fotos).

Vom Parkplatz I Missili stiegen wir steil aufwärts rechts am grossen Felsbocken vorbei bis zum kleinen Absatz, wo sich die beiden Einstiege in die Route Via Lunga befanden. Diese wurde 1974 eingerichtet und weist einen klassischen Charakter auf. Die ersten Seillängen gehen teilweise durch viel Grünzeugs und sind relativ kurz. Doch je weiter rauf wir die Felswand kamen, desto schöner und auch anspruchsvoller wurde die Route.

Bis zum Ausstieg absolvierten wir neun Seillängen (3c, 4c, 5b, 4a, 4c, 5b, 5a, 6a, 6a), wofür wir etwa drei Stunden benötigten. Eine schöne Mehrseillänge für den ersten Tag.

Ein willkommenes Plättchen wurde mit dem Bier gleich mitgeliefert. Olli freuts!
Ein willkommenes Plättchen wurde mit dem Bier gleich mitgeliefert. Olli freuts!

Nach dem Fussabstieg zum Auto statteten wir dem historischen Städtchen Finalborgo einen Besuch ab. Zu dem bestellten Bier gab es gleich ein Plättchen mit Schinken und Käse gratis dazu! Auch beim Abendessen im La Selva wurde Bella Italia ihrem guten Gourmetruf gerecht: Antipasti, Pasta, Hauptgang, Dessert und den obligaten Limoncello würden uns nun jeden Abend beschert werden.

Weitere Fotos vom Freitag, 7. April 2017

Samstag, 8. April 2017

Ein Kletterhighlight planten wir bereits zu Hause: Ein Besuch bei den drei Brüdern! Die Tre Frati sind kleine Felstürme, welche sich im Tal oberhalb von Finalborgo befinden. Wir parkten entlang der SP 27 in der Nähe vom Casa d'Alice und folgten dem Wanderweg hinauf. Die eindrücklichen Felsklötze, allen vorweg der lange Frate Maggiore, konnten wir dabei kaum verfehlen.

Wir hatten Glück und noch keine andere Seilschaft versuchte sich an der sprichwörtlich "geilen" Felsformation. Damit wir auch imponierende Fotos mit nach Hause bringen konnten, platzierten wir erst auf dem Frate Minore einen Fotoapparat, welcher alle zwei Minuten ein Foto von uns beim Erklettern des Maggiore machen würde. Dann stieg ich über die Route Spigolo (6a) ein erstes Mal hoch.


Natürlich wiederholten wir beide die verschiedensten Routen, deren Schwierigkeitsgrad uns möglich war. Der Fels war von derart guter Qualität, dass nicht nur die Aussicht von oben, sondern auch das Klettern ein Vergnügen war. Hin und wieder mussten wir ein Poserfoto machen. Das Ambiente hier verlangte dies einfach.

Dominik auf dem Frate Minore.
Dominik auf dem Frate Minore.
Olli in der Route Tenedo (6a+) im Vorstieg.
Olli in der Route Tenedo (6a+) im Vorstieg.

Nicht minderschön kletterte es sich am Frate Minore, wo wir ebenfalls zwei Routen begingen. Am frühen Nachmittag wechselten wir dann in den Sektor Inferiore des nahe gelegenen Kletterspots Bric Scimarco, wo wir uns in der Route Tenedo (6a+) versuchten. Hier schafften wir es einfach nicht weiter als bis zum zweitletzten Bohrhaken. Was für eine Schlappe! Doch waren unsere Finger einfach schon zu müde und der Körper wohl schon durstig.

Olli bei den Tre Frati. Im Hintergrund der Bric Pianarella Paretone, dessen Felswand wir gestern durchstiegen.
Olli bei den Tre Frati. Im Hintergrund der Bric Pianarella Paretone, dessen Felswand wir gestern durchstiegen.

Beim Abstieg kamen wir nochmals bei den Tre Frati vorbei und genossen die tolle Aussicht auf die umliegenden Felswände, das Tal und das Meer. Im Garten von La Selva liessen wir dann den Nachmittag ausklingen, ehe uns wiederum ein grosses, leckeres Abendessen serviert wurde.

Aussicht vom Garten des La Selvas
Aussicht vom Garten des La Selvas

Gekletterte Routen:

  • Tre Frati: Frate Maggiore – Spigolo 6a
  • Tre Frati: Frate Maggiore –Mitternacht 6a+
  • Tre Frati: Frate Minore – Take it easy 5c
  • Tre Frati: Frate Minore – Sonnenuhr 6b (Nachstieg)
  • Bric Scimarco: Sektor Inferiore – Tenedo 6a+

Weitere Fotos vom Samstag, 8. April 2017

Sonntag, 9. April 2017

Rocca di Corno, eine etwa 60 Meter hohe Südostwand, stand heute auf dem Programm. Die Anfahrt verlief über Finalpia, Calvisio und der SP 8 folgend bis zur Abzweigung Verzi. Hier auf der Schotterstrasse Via Julia Augusta weiter bis zum Wanderparkplatz.

Und los geht's!
Und los geht's!

Als wir die Felswand erreichten waren wir vom Hochgehen und der wärmenden Sonne komplett verschwitzt. Noch waren wir alleine und suchten den Einstieg in die herausgesuchte Mehrseillängenroute Titomanlio (5c). Doch irgendwie wiederspiegelte die Routenführung nicht, was im Guide abgebildet war. Nach einiger Zeit waren wir uns sicher, den Einstieg gefunden zu haben und ich richtete mich für den Vorstieg ein.

Nachdem ich gemäss Topo eigentlich den ersten Stand erreicht haben sollte, kamen Zweifel auf. Einerseits war der weitere Routenverlauf, den ich sehen konnte, nur noch mit alten, rostigen Schlaghaken versehen, zum anderen machte der Stand bestehend aus alten Schlingen keinen vertrauenswürdigen Eindruck. 

Rocca di Corno
Rocca di Corno

Wir entschlossen uns daher, unterhalb des Standes an einer mit Schlingen versehenen Sanduhr eine Umlenkung zu bauen und abzuseilen. Dabei konnte ich glücklicherweise alles Material wieder einsammeln, sodass wir keinen Verlust hatten.

In der Zwischenzeit war eine andere Seilschaft in die "richtige" Route eingestiegen, was uns dazu bewegte, den Sektor zu wechseln. Ein Blick in ihren Kletterführer zeigte, dass der Routenverlauf der Titomanlio in unserem Guide schlichtweg falsch eingezeichnet war und sich den ersten Stand mit der Route Ipsilon teilte. Zudem konnten wir auch nachlesen, dass die Begehung der Titomanlio aufgrund der schlechten Absicherung nicht mehr empfohlen wird. Die lohnendere Alternative war die Ipsilon (5c), doch diese war nun besetzt. :-(

Olli in der (vermutlich) ersten Seillänge von Titomanlio.
Olli in der (vermutlich) ersten Seillänge von Titomanlio.
In Schwanzus Longus: Keep on smiling.
In Schwanzus Longus: Keep on smiling.

In der westlichen Sektorhälfte wurden wir jedoch für neue Herausforderungen fündig. Hier entdeckten wir drei absolut geile, sehr abwechslungsreiche Sportkletterrouten in perfektem Fels. Auch die Namen der jeweils 25 Meter langen Routen waren treffend. Ein purer Genuss!

  • Ritmi Solari 5c
  • Sprinsa Ciuvende 6a
  • Schwanzus Longus 6a
Am Strand von Finale.
Am Strand von Finale.

Den Nachmittag verbrachten wir am Strand von Finale. Espresso, feines Leffe Bier, knackige Chips, Sonnenschein und einen kurzen Schwumm im Meer. Ein weiteres Bierchen gab es im Orangengarten von La Selva bevor wir wiederum ein genüssliches Abendessen serviert bekamen.

Weitere Fotos vom Sonntag, 9. April 2017

Montag, 10. April 2017

Heute statteten wir dem grossen Klettergebiet Bric Scimarco einen Besuch ab. Von Finale der SP17 bis kurz vor die Autobahn E80 folgend, weiter der Via die Perti Alto steil aufwärtsfahrend, erreichten wir die Chiesa di Sant'Eusebio. Von hier führte die Via don Mario Scarrone in das Hinterland.

In der Nähe des Scimarco Parkplatzes stellten wir unser Auto ab und folgten dem Wanderweg bis wir den Sektor Antri Rossi erreichten. Hier kletterten wir die Routen:

  • Bric Scimarco, Sektor Antri Rossi, Route Visage 4b
  • Bric Scimarco, Sektor Antri Rossi, Route Synthetique 5c
  • Bric Scimarco, Sektor Antri Rossi, Route Super Goccia 6a+
Dominik in der Route Super Goccia (6a+)
Dominik in der Route Super Goccia (6a+)
Dominik nach der 2. SL der Route Bostik
Dominik nach der 2. SL der Route Bostik

Danach wechselten wir das Klettergebiet. Und zwar wollten wir zum Kletterspot Parete dimenticata, um dort einige Routen zu klettern. Unterwegs passierten wir die eindrückliche Grotta dell'Edera in welcher auch geklettert werden kann. Entsprechend viele Kletterer waren hier anzutreffen.

Auch der Sektor Parete dimenticata war von vielen Kletterern besucht. Ich kletterte nur gerade eine Route, bevor wir wieder weiterzogen. Die vielen Leute und auch der eher "langweilige" Fels luden nicht zum Verweilen ein:

  • Parete dimenticata, Route Katanga 6a
Olli und Dominik in der Route Sioula (6+)
Olli und Dominik in der Route Sioula (6+)

Ein wenig weiter im Sektor Lo Specchio fanden wir in sonniger Lage mit einem Prachtausblick zwei weitere "ultrageniale-sado-geile" Routen. Diese kann ich nur empfehlen, wirklich ein Bijou:

  • Lo Specchio, Route Sioula 6a+
  • Lo Specchio, Route Super Bostik 2. SL 6a

Am Nachmittag war Einkaufen in Finalborgo angesagt. Zahlreiche Outdoor und Klettershops lockten dort die vielen Touristen an. Danach fuhren wir nach La Selva und verbrachten auf den Liegestühlen im schönen Orangengarten zusammen mit Moretti-Bier (Baffo d'oro) die Zeit bis zum Abendessen.

Weitere Fotos vom Montag, 10. April 2017

Dienstag, 11. April 2017

Den letzten Klettertag wollten wir im relativ neuen (2007) Kletterspot Falesia della Luna oberhalb des Val di Nava östlich von Rian Cornei verbringen. Dieser Spot bietet einige Einseillängen-Sportkletterrouten im fünften und sechsten Schwierigkeitsgrad. Somit ideal als Abschlusstag, bevor es nach dem Klettern auf den Heimweg zurück in die Schweiz gehen sollte.

Die Wortwahl "sollte" wählte ich eingangs, weil wir es erst nach zwei Stunden Zustieg schafften, Falesia della Luna zu erreichen. Und zwar hielten wir uns wieder mal für klüger als der Kletterguide und wählten einen scheinbar "näheren" Zustieg von der "Via Boragni" (SP8) über das Val die Cornei.

Auf der Suche nach Falesia della Luna.
Auf der Suche nach Falesia della Luna.

Auf unserem Navi war dieser Weg perfekt gekennzeichnet und auch der teilweise steile Wanderpfad war gut ausgebaut. Erst etwa 10 Meter vor unserem Ziel bemerkten wir, dass wir zwar ganz nah dran waren, jedoch durch ein 15 Meter hohes Felsband davon getrennt wurden.

Wir begannen damit, dem Felsband westlich zu folgen und kamen dabei an verschiedenen neuen Klettersektoren, welche nicht in unserem Guide erwähnt wurden, vorbei. Die Wege wurden immer enger und ungepflegter, bis wir schliesslich nur noch Trampelpfade vorfanden, welche seit einiger Zeit nicht mehr begangen wurden. 

Die Felsen des Mondes...
Die Felsen des Mondes...

Wir entschlossen uns voranzugehen und uns irgendwie durch das Dickicht hinauf auf die Felsrippe zu schlagen. Inzwischen waren unsere Arme und Kleider von den Dornen zerkratzt und auch ein paar Spinnenbisse würden mich die nächsten Tage noch plagen.

Einiges Später erreichten wir komplett durchnässt den offiziellen Wanderweg. Obwohl es bereits nach 12:00 Uhr mittags war, entschlossen wir uns trotzdem Falesia della Luna einen Besuch abzustatten, schliesslich wollten wir nun wissen wo sich dieser Kletterspot befindet.

Als wir dort eintrafen blieb logischerweise nicht mehr viel Zeit, Kraft und Muse fürs Klettern übrig. Wir vergnügten uns dennoch in diesen Routen:

  • Cassiopea 5b
  • Ugo Petuso 5c
  • Abracadabra 5c
  • Lost 6a+ (Top rope)
Unzählige Kletterfelsen zäumen das Val di Nava.
Unzählige Kletterfelsen zäumen das Val di Nava.

Am Nachmittag kehrten wir zurück nach La Selva, holten unser Gepäck ab und verabschiedeten uns von Barbara, der Besitzerin. Für die Heimfahrt wählten wir den Weg über Alessandria, Varese, Mendrisio. Nach knappen sechs Stunden sehr verkehrs- und stressfreier Fahrt kamen wir schliesslich zu Hause an.

Die Klettergebiete um Finale sind unerschöpflich; ein Leben wird dazu nicht reichen! Am besten kommt man wieder mal vorbei und pickt sich weitere Rosinen aus. Denn auch von diesen gibt es zur Genüge.

Weitere Fotos vom Dienstag, 11. April 2017