Portjengrat 3'656m

Eine wilde, hochalpine Grattour für furchtlose Kletterer.

Olli mitten auf dem Portjengrat
Olli mitten auf dem Portjengrat

Sonntag, 14. Juli 2019

Der Portjengrat ist nicht so ein bekanntes Kletterziel, zumindest kannte ich diesen markanten Grat zwischen der Schweiz und Italien noch nicht, obwohl ich schon einige umliegende Gipfel bestiegen hatte. Dominik und ich sind auf dieses Ziel gestossen, weil wir eine Herausforderung für eine eventuelle Begehung des Mittellegigrats als Vorbereitung suchten.

Wir waren bereits vorgestern angereist, hatten gestern die Bergkette "Dri Horlini" überquert und anschliessend in der Almagellerhütte des SAC Niesen übernachtet. Heute machten wir uns also auf, um den Portjengrat mit seinem Gipfel Pizzo d’Andolla (3'656m) zu überqueren.

Täschhorn, Dom, Lenzspitze und Nadelhorn bei Sonnenaufgang
Täschhorn, Dom, Lenzspitze und Nadelhorn bei Sonnenaufgang

Der Weg in Richtung Sonnigpass, war von der Hütte aus sehr gut markiert und auch nachts (um 04:00 Uhr ging es los) einfach zu finden. Auch der Abzweiger in Richtung Port, wo sich ein grosser gelber Pfeil befindet und den Weg zur Einstiegsverschneidung weist, fanden wir problemlos. Auch existiert der Rotblattgletscher (leider) nicht mehr und wir konnten einfach das Firnfeld bis zum Felsfuss hinaufsteigen (2h von der Hütte).

Dominik kurz vor dem Einstieg...
Dominik kurz vor dem Einstieg...
und nach dem ersten Turm.
und nach dem ersten Turm.

Doch nun war es mit dem Plauschbergsteigen vorbei und Konzentration gefragt; und zwar für die nächsten 8 Stunden!

Obwohl sich beim Einstieg gelbe Pfeile befanden, irrte ich unnütz in der ersten Seillänge umher. Aber zum Ärgern war keine Zeit. Bald fand ich die spärlich vorhandenen Bohrhacken und wir gelangten bei Port auf 3'200m auf den Grat. Das Port, also Türe oder Pforte, eröffnete uns dann auch die Aussicht auf den schier endlosen Kamm, der vor uns lag und den es zu überqueren galt.

Bald hatten wir den ersten Aufschwung hinter uns gebracht. Es folgte erneut ein grosser Aufschwung, der Schneegrat, die kleine Scharte und schliesslich der sich in die Länge ziehende Anstieg auf den Pizzo d'Andolla auf 3'656m.

Spitzige und ausgesetzte Angelegenheit!
Spitzige und ausgesetzte Angelegenheit!

Für die Wegführung verweise ich auf die vorhandene Literatur. Wir hatten das Topo vom Hochtourenführer Walliser Alpen (Silbernagel/Wullschleger), welches ich empfehlen kann. Zur Tour an sich kann ich sagen, dass es sich wirklich um eine alpine, lange Angelegenheit handelt. Mit dem Schwierigkeitsgrad ZS/4a und einer Ernsthaftigkeitseinstufung von 3 kam ich schon nahe an meine Grenzen heran. Der Grat ist lange und es gilt immer aufmerksam zu sein. Insgesamt waren wir (Hütte-Hütte) 10 Stunden unterwegs und selbst beim Abstieg über das Firnfeld unterhalb des Portjenhorns muss man sich nochmals richtig konzentrieren. Bei schlechten Verhältnissen und Wetterwechsel möchte ich hier auf keinen Fall unterwegs sein.

Im Anschluss folgt dann meistens noch der Hüttenabstieg hinunter Saas-Almagell, was nochmals einige Höhenmeter für die Beine bedeutet. So auch bei uns. Aber wer will nach diesem grossartigen Erlebnis am Ende noch schwächeln?

Nach dem Abseilen am Gipfelkreuz...
Nach dem Abseilen am Gipfelkreuz...
 ...ist noch lange nicht Ende.
...ist noch lange nicht Ende.

Für mich war die Tour definitiv die gesuchte Herausforderung. Sie half mir, meine Leistungsfähigkeit und das Vertrauen in mein Können zu steigern und brachte mir in jeder Hinsicht neue Erfahrung. In den darauffolgenden Touren hüpfte ich regelrecht über Hindernisse, welche ich vor dem Portjengrat noch als Herausforderungen ansah. Ob es für den Mittellegigrat die richtige Zeit war, würde die Saison noch zeigen. Der Portjengrat ist jedoch definitiv eine sehr gute Vorbereitungstour!

Immer wieder knietiefes Einsinken im nassen Firn. Doch die Almageller Hütte ist nicht mehr weit.
Immer wieder knietiefes Einsinken im nassen Firn. Doch die Almageller Hütte ist nicht mehr weit.

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