Schijenstock & Bergseechijen

1/3 Schijenstock und eine hundertprozentige Begehung des Bergseeschijen über den Südostpfeiler.

Olli in der dritten Seillänge der Route Il tempo vola
Olli in der dritten Seillänge der Route Il tempo vola

Freitag, 06. Juli 2018

Das nächste Kletterziel von Dominik und mir war die Südostwand des 3'161 Meter hohen Schijenstocks. Um diesen in Ruhe zu geniessen, fuhren wir bereits am Freitagabend auf die Göscheneralp, wo wir das Auto beim Stausee parkierten.

Von da aus ging es zu Fuss in die, auf 2'370 Meter hoch gelegene, Bergseehütte des SAC Angensteins. An diesem Abend waren wir die einzigen Gäste! Was für ein Luxus – alle Betten für uns!

Auf dem Weg zur Bergseehütte
Auf dem Weg zur Bergseehütte

Um 05:00 Uhr ging der Wecker. Das Frühstück wurde uns liebevoll bereitgestellt. Um 05:45 Uhr schritten wir los und passierten den Bergseeschijen östlich. Als wir die Moräne erreichten, folgten wir ihr hoch dem Schijenstock entgegen. 

Das Wetter war schlechter als erwartet. Eine hohe Bewölkung verdeckte die aufgehende Sonne und vom Tal kroch feuchter Nebel hoch.

Am Ende der Moräne montierten wir unsere weislich mitgenommenen Steigeisen. Ohne Zackenschuhe und Pickel wäre das Schneefeld zum Einstieg in die Routen der Ostwand schwierig gewesen. Ich schätzte die Steilheit auf rund 40 Grad.

Schon von Weitem erkannten wir, dass einige Stellen der Platten noch feucht waren und glänzten, doch wir hofften dennoch einen Weg durch die Nässe zu finden. Nach dem montieren der Kletterschuhe und errichten eines Depots (wir hatten vor, uns wieder über die Route abzuseilen), starteten wir in die Route "Il tempo vola", welche aus 13 Seillängen bestand und wo man den 5. Schwierigkeitsgrad (5b obl.) beherrschen musste.

Die Sonne geht auf
Die Sonne geht auf

Die erste Seillänge folgte entlang einem Schneefeld. Wir erreichten die Abzweigung zur Route Goldrausch und stiegen sogleich in die 3. Seillänge ein. Die 4c war aufgrund von feuchten Stellen bereits eine Herausforderung. Doch mit ein wenig fluchen noch zu meistern. 

Dominik im Aufstieg über das Firnfeld
Dominik im Aufstieg über das Firnfeld

Doch die folgende Seillänge im Schwierigkeitsgrad 5b ging bereits nicht mehr. Zwar hätten wir uns in irgendeiner Weise hochmogeln können, doch die nächste Seillänge bestand aus einer 20 Meter langen Querung (5b), dessen Felsen ebenfalls feucht waren. Also eine Herausforderung deren wir nicht gewachsen waren. 

Trotz richtiger Entscheidung seilten wir uns anschliessend verärgert und enttäuscht zum Einstieg ab. Wieder das Schneefeld überquerend, stiegen wir anschliessend die Moräne runter bis auf Höhe des Bergseeschijen.


Hier gab es zuerst eine Lagebesprechung. Es war gerade einmal 10:00 Uhr und wir voller Enttäuschung. Was sollte noch aus dem Tag werden? Runtersteigen? Klettergarten? Baden im Vierwaldstättersee?

Vor uns ragte der 2'815 Meter hohe Bergseeschijen empor. Weshalb nicht da rauf? Immerhin gab es sieben Routen bis zum Gipfel. Schnell war die Entscheidung getroffen und wir stiegen hoch bis zum Felsfuss der Südwand. Hier wählten wir die Route am SE-Pfeiler. Eine klassische Route, welche alpin abgesichert war. 

Blick zurück auf den Schijenstock - wir kommen wieder irgendwann.
Blick zurück auf den Schijenstock - wir kommen wieder irgendwann.

Es zeigte sich als Vorteil, dass wir unser Set an Friends und Keilen dabei hatten. Aufgrund (für uns) undokumentierten Routen, welche unsere kreuzte, war es nicht immer einfach den richtigen Weg zu finden. Gerade in der dritten Seillänge, welche im Schwierigkeitsgrad 5c zu bezwingen war, kam ich im Anschluss in die 3. Seillänge der Via Esther und legte fluchend nach der 5c auch noch die 5b hintenan. Die Seilreibung war unbeschreiblich und ich kam kaum hoch zum Stand.

Olli am SE-Pfeiler des Bergseeschijen
Olli am SE-Pfeiler des Bergseeschijen

Schliesslich wechselten wir wieder auf den SE-Pfeiler und beendeten die immer genussvoller werdende Kletterei bis zum Gipfel.

Der Abstieg erfolge über den Ostgrat auf dem blauweiss markierten Wanderweg.  Es war ein abenteuerlicher Abstieg, welcher stellweise mit Drahtseilen gesichert war.

Was für eine Wand :-)
Was für eine Wand :-)
Beim Gipfelkreuz
Beim Gipfelkreuz

Zurück bei der Hütte nahmen wir diesmal einen Kaffee anstatt einem Bier. Wir waren ziemlich groggy, standen wir doch um 05:00 Uhr auf, hatten 13 Seillängen und über 1'000 Höhenmeter Aufstieg hinter uns.

Den Abstieg zur Göscheneralp legten wir in einer Stunde hin. Beim Restaurant bestellten wir eine Portion Spätzle mit Speck, Käse und Spiegelei. Dies brachte uns wieder auf Touren für die Heimfahrt.

Dominik beim Abstieg über den Ostgrat
Dominik beim Abstieg über den Ostgrat

Leider hatten wir heute mit den Verhältnissen am Schijenstock nicht Glück. Doch wir konnten uns nicht beklagen. Schliesslich konnten wir alleine auf der Hütte übernachten und doch noch 13 Seillängen mit Gipfel im Urnergranit klettern!

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