5ème Symphonie in den Gastlosen

Eigentlich wollten Sandro und ich, wie die letzten Jahre, im Dezember ins Tessin zum klettern. Ponte Brolla, Arcegno, Gorduno und wie die Kletterspots alle heissen. Doch ausgerechnet an diesem Wochenende sollte in den grössten Teilen der Schweiz Bewölkung aufkommen. Zwar grundsätzlich regenfreies Wetter, aber eben mit Wolken vor der Sonne. Und gerade dies macht den Unterschied aus: ob nun der volle Sonnenschein auf den Fels fällt oder ob nur die Umgebungstemperatur einwirkt.

Die Gastlosenkette in ihrer vollen Pracht.
Die Gastlosenkette in ihrer vollen Pracht.

Aufgrund der Wetterprognose entschieden wir uns für einen Kletterausflug in die Gastlosen. Hier sollte es neun Stunden Sonnenschein geben und die Kletterspots, wie bspw. die Wandfluh oberhalb der Nebelgrenze liegen. Ein weiteres Argument, welches im Winter nicht ausser Acht gelassen werden sollte.

Prächtiges Wetter, Einsamkeit, Ruhe und scharfe Wasserrillen.
Prächtiges Wetter, Einsamkeit, Ruhe und scharfe Wasserrillen.

Auch Sandro war mit der langen Anreise einverstanden – er freute sich sogar darauf diesen Teil der Schweiz kennen zu lernen.

Samstag, 03. Dezember 2016

Wir trafen uns auf der Autobahnraststätte Deitingen. Mit einem Auto ging es weiter über das Zweisimmental nach Abländschen und weiter hinauf nach Obere Ruedersberg (1685m), von wo aus es nicht mehr weit zur Wandflue, unserem Kletterziel, war. 

Hier befanden wir uns heute komplett alleine. Ein Schneefeld sperrte die letzten Meter zum Wandfuss. Doch diese Schneedecke hielt uns nicht weiter auf. Wir stiegen dank den windfreien Verhältnissen nur im Pullover bekleidet in die Mehrseillängenroute 5ème Symphonie (5c) ein. Im Überschlagsverfahren bestritten wir die folgenden fünf langen Seillängen (5b, 5c, 5b, 5b, 4c).

Der Zustieg zur Wandfluh.
Der Zustieg zur Wandfluh.

Vor allem die dritte Seillänge hatte es in sich. Waren die Hackenabstände bis zum nächsten Stand doch bis zu sieben Metern voneinander entfernt! Ein Sturz hätte in diesen scharfkantigen Wasserrinnen einige Schürfwunden hervorgebracht!

Doch daran wollten wir gar nicht denken. Auch nicht als ich die letzte Seillänge im 4. Grad auf das Grasband in Angriff nahm. Von den Hackenabständen mal abgesehen ist die 5ème Symphonie sicherlich eine der schönsten Routen in diesem Sektor!


Der Abstieg nach Osten auf dem Grasband erfolgte ohne abseilen. Mit dieser "Rundreise" hatten wir eine sehr lohnenswerte Tour ausgesucht. Nach einer Verpflegungspause hatten wir gar keine Ambitionen mehr für die kurzen Sportkletterrouten ausgehend vom Schneefeld der Wandflue.

Lieber genossen wir unser Feierabendbierchen in der doch sehr schnell sinkenden Sonne. Wir hatten die richtige Region ausgesucht. Warme Temperaturen, blauer Himmel, eine faszinierende Landschaft und Einsamkeit erfreuten uns an diesem Tag.

Olli am Zwischenstand nach der dritten (langen) Seillänge.
Olli am Zwischenstand nach der dritten (langen) Seillänge.

Den Abend verbrachten wir in Bulle, wo wir in dem doch sehr alten und schlichten Hotel Le Tonnelier nächtigten. Morgen Sonntag werden wir die Region Gastlosen nochmals zum Klettern aufsuchen, denn die Wetteraussichten waren phantastisch!

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