Le Paradis

13. November 2011

Klettertour mit Tanja über die Arête du Faucon im Paradies des Bieler Juras

In der Zwischenzeit ist es November geworden und noch immer hielt das milde Herbstwetter an. Das heisst, wenn sich der hartnäckige Nebel auflöste und die Sonne auf die Farbenpracht der Laubblätter schien. Tanja und ich erhofften dies auch am heutigen Tag, schliesslich war es gestern noch sonnig und blau, wenn auch schon etwas kühler.

Auf dem Weg in den Sektor A von Le Paradis
Auf dem Weg in den Sektor A von Le Paradis

Wir fuhren also gegen Mittag in Richtung französische Südwestschweiz. Unser Ziel war das Klettergebiet „Le Pardis“ bei La Heutte, ein kleines Dörfchen nahe bei Biel/Bienne. In Delémont hatten wir noch Hoffnung, dass sich der Nebel auflösen würde. Waren doch schon die ersten blauen Flecken am Himmel zu erkennen. Doch spätestens als wir kurz vor Biel die Autobahn verliessen war uns klar, aus einer T-Shirt-Kletterei im Sonnenschein wird nichts.

Bei guten Bedingungen kann jeder Klettern - die Motivation ist ungetrübt
Bei guten Bedingungen kann jeder Klettern - die Motivation ist ungetrübt

Bei schönem Wetter konnte ja auch jeder Klettern. Wir rüsteten uns also mit Windstopper und Handschuhen aus, und los ging es in die beiden Sektoren des Paradises, welche am heutigen Tag uns ganz alleine gehörten.

Blick hinunter vom Stand der zweiten Seillänge
Blick hinunter vom Stand der zweiten Seillänge

Wir wählten die Mehrseillängentour über den Grat sowie die Routen „La purge“ (4c) und „Arête du Faucon“ (4c). Total erwarteten uns ca. 9 Seillängen, zum Teil exponierte Gratkletterei im schönen Jurakalk. Einzig auf die Aussicht mussten wir verzichten. Dafür sorgte der Nebel für eine mystische Stimmung was uns auch sehr gefiel.

Kletterei in dichtem Nebel: Das alpine Feeling ist perfekt!
Kletterei in dichtem Nebel: Das alpine Feeling ist perfekt!

Weil alles so gut lief, das Klettern Spass machte und wir vorankamen, entschloss ich mich spontan vor der zweitletzen Seillänge den markanten Gendarm (ohne Namen, ca. 6a) zu Klettern. Dies gelang mir sogar bis zu Hälfte, danach hatte ich die Nerven nicht mehr dazu und zog links über eine schmale Rinne aus der Wand wieder auf die Normalroute zurück.

Die Steilwand, welche uns die Zeit stahl...
Die Steilwand, welche uns die Zeit stahl...

Nach einem kurzen „Juhuie“ kletterte ich stolz weiter und errichtete vor der letzen Seillänge den Stand. An was ich überhaupt nicht gedacht hatte war, dass Tanja evtl. meine zusätzliche Einlage nicht klettern konnte. Und so war es dann auch. Ich zog und zog am Seil aber Tanjas blauer Helm war nirgends zu sehen.

Die Kletterfrau die aus dem Nebel kam
Die Kletterfrau die aus dem Nebel kam

Schliesslich kletterte ich wieder zurück und nach ein zwei Manövern zusammen mit Tanja konnte ich mich zu den Exen abseilen und diese aushängen. Ein wenig verfroren und mit kalten Fingern ging es dann weiter bis zum Ausstieg. Hier konnten wir uns jedoch nicht Ausruhen, auch der mitgenommene Lunch musste warten. Denn in der Zwischenzeit war es schon 17:00 Uhr geworden, die Zeit an der es um diese Jahreszeit dunkel wurde. Mein kleiner Exkurs kostete uns faste eine Stunde!

Das Ende der Arête war erreicht. Nun hies es schnell absteigen, die Dämerung setzte schon ein.
Das Ende der Arête war erreicht. Nun hies es schnell absteigen, die Dämerung setzte schon ein.

Die Kletterfinken wurden durch Turnschuhe gewechselt, dass Seil aufgenommen, ein Schluck kaltes Wasser getrunken und weiter ging es. Der Nebel zog auf, es wurde schnell finster. Schon nach wenigen Metern verloren wir auf einer Wiese den Trampelpfad und schlugen uns durch die Büsche. Taschenlampe hatten wir keine dabei – wir wollten ja nur schnell….

Auto gefunden - trotz der Dunkelheit
Auto gefunden - trotz der Dunkelheit

Bald fanden wir den Pfad wieder, der mit zunehmendem Abstieg breiter wurde und uns Sicherheit gab, uns nicht verlaufen zu haben. Langsam konnten wir an den Felskonturen erkennen, dass wir heute hier schon mal durchkamen. Als wir schliesslich das Auto unversehrt erreichten, war es bereits stockdunkel. Unsere Hosen und Schuhe waren schmutzig und nass, es hat jeden von uns mal hingehauen, so rutschig war das Laub am Boden.

Doch wie gesagt, bei schönem Wetter kann jeder Klettern gehen – und genau das machen wir nächstes Mal wieder :-)

Die verdiente Schlemmerei danach
Die verdiente Schlemmerei danach

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